Zuletzt ging es in den Medien um die Ehrenbürgerschaft Adolf Hitlers in Braunau, seiner Geburtsstadt. Langwierige Recherchen waren oder sind immer noch notwendig, um das Ernennungsdekret zu finden. Ich nehme unbewiesen einmal an, dass sich die Geburtsstadt des Führers 1938 nicht entgehen ließ, um Adolf Hitler zum Ehrenbürger zu ernennen. Die Gemeinde sucht nach dem Gemeinderatsbeschluss, damit sie eine ausdrückliche und juristisch einwandfreie Ent-Ehrenbürgerung durchführen kann.

Was die Stadt Braunau nicht mit Tipex löschen kann, ist das geschichtliche Faktum, dass Adolf Hitler ein gewöhnlicher Bürger der Stadt Braunau ist oder wenigstens eine Zeitlang war. Können einem Bürger die ganz gewöhnlichen Bürgerrechte entzogen werden? "Adolf Hitler - du bist Gott sei Dank nicht in Braunau geboren!" - Das liegt nicht in den Händen der Gemeinde oder des Gemeinderats. Adolf Hitler bleibt ein geborener Braunauer, auch wenn er darauf keinen Wert legte.

Adolf Hitler - römisch-katholisch getaufter Christ

Aus dem Taufbuch der Stadtpfarre Braunau entnehmen wir, dass Adolf Hitler kurz nach seiner Geburt am 20. April 1889 in der Stadtpfarrkirche von Braunau getauft wurde. Er wurde dadurch ein Vollmitglied der römisch-katholischen Kirche. Sicher kann nach römisch-katholischer Lehre die Taufe nicht rückgängig gemacht werden, es ist so ähnlich wie im Islam. Die Zugehörigkeit durch eine muslimische Mutter bleibt auch in alle Ewigkeiten bestehen und kann niemals gelöscht werden.

Aber trotz des unauslöschlichen Charakters der Taufe besteht die Möglichkeit, aus der Kirche auszutreten oder vom Vatikan ausgeschlossen, exkommuniziert zu werden. Die Liste der Exkommunizierten durch den Vatikan ist lang, ich nenne ein paar Beispiele: Fidel Castro, alle katholischen Anhänger des Kommunismus, alle Freimaurer, die Gründer der Altkatholischen Kirche, u.a. der Theologieprofessor Ignaz Döllinger, Kaiser Napoleon I, bis hin zum englischen König Heinrich VIII.

Adolf Hitler ist selbst nie aus der Kirche ausgetreten, und er wurde auch nicht exkommuniziert. Der Vatikan war in der Nazi-Zeit unter Papst Pius XII sehr Deutschland-freundlich, und Adolf Hitler war Konkordatspartner des Vatikan, einer der ersten Verträge, die Adolf Hitler eingegangen ist.

Exkommunikation von Adolf Hitler

Viel schwerwiegender als die Frage der Ehrenbürgerschaft bleibt für mich die Frage, warum wurde Adolf Hitler nicht aus der Kirche ausgeschlossen? Wenn es damals nicht geschehen ist, warum kann diese Exkommunikation nicht im Nachhinein ausgesprochen werden? Denn im Gegensatz zur Ehrenbürgerschaft bleibt die Kirchenmitgliedschaft über den Tod hinaus bestehen. (Leser-Kommentar, Michael Pammer, derStandard.at, 24.6.2011)