Jack ist in Gwendolyn verliebt. Im Ernst?

Foto: Peter Pilat

Wien - Eine Kusshand hier, ein verführerisches Augenzwinkern da - voller Anmut stöckeln sie über die Bühne des Akademietheaters, als hätten sie nie etwas anderes gemacht. Hier ist nicht von Topmodel-Anwärterinnen die Rede, die von Heidi Klums Verbalpeitsche angetrieben werden, sondern von Gwendolyn, Cecily und Lady Bracknell aus Oscar Wildes Satirestück Bunbury oder Ernst sein ist alles.

Der Umstand, dass die Jugendtheatergruppe Peter Pilat aus Gablitz in Niederösterreich die Burg-Bühne einnimmt, als wäre es ihr Wohnzimmer, und vor allem der Regiestreich, die Burschen die Frauenrollen und die Mädchen die Männerrollen übernehmen zu lassen, sorgt für Furore im Publikum. "Es hat großen Spaß gemacht, die Gags in diesem Rollentausch herauszukitzeln", sagt Johannes, der schon im frühreifen Alter von sieben Jahren auf der Bühne stand.

Die Verwechslungsfarce rund um ein Phantom gilt als Oscar Wildes lustigste Komödie - als bitterböser Jux über die hohe Gesellschaftsschicht, der er angehörte. Die Lebemänner Jack und Algernon schaffen sich beide ein Alter Ego namens "Ernst", verlieben sich in Gwendolyn und Cecily, welche aber jeweils nur Ernst lieben. Kompliziert genug, würde da nicht auch noch Algernons Tante, Hausdrache Lady Bracknell, die Verbindungen hintertreiben.

Gruppenleiter und Regisseur Peter Pilat wollte dieses Stück schon lange mit seiner Jugendgruppe auf die Bühne bringen und die Bedeutung der Geschlechterrollen in der Gesellschaft untersuchen. Mit dem Mann-Frau-Tausch spinnen die Jungschauspieler Oscar Wildes Gesellschaftsglossierung weiter und doppeln gekonnt die Pointen. Trotz des Bühnenbildes im Oma-Chic eine ernsthaft lustige Vorstellung.  (Elisa Weingartner / DER STANDARD, Printausgabe, 24.6.2011)