Die Situation Argentiniens vor der Staatspleite im Jahr 2002 spiegelt weitgehend die griechische Tragödie, die sich in den letzten Jahren vor unserer Tür am Rand Europas aufbaute und entwickelte.

Wie alles begann

Anfang der 1990er Jahre band Argentinien seinen Peso fest an den amerikanischen Dollar. Das kam in der Wirkung einer gemeinsamen Währung sehr nahe und die Finanzmärkte belohnten diesen Schritt. Kredite waren sehr viel günstiger zu haben und Argentiniens Wirtschaft wurde belebt.

Jedoch schon nach wenigen Jahren wendete sich das Blatt. Die Inflation war zwar gesunken, aber nicht besiegt. So schwand die Wettbewerbsfähigkeit der argentinischen Wirtschaft, das Land sank in eine Rezession und die ausländischen Investoren verloren das Vertrauen.

Die Maßnahmen und ihre Folgen

Die argentinische Regierung reduzierte die Ausgaben scharf und erhöhte die Steuern, um das Vertrauen des Marktes wieder zu gewinnen. Der Internationale Währungsfonds half mit Überbrückungskrediten.

Infolge der Sparmaßnahmen stieg die Arbeitslosigkeit massiv. Elend machte sich breit und erfasste weite Kreise der Mittelschicht. Unruhen brachen aus. Doch die Regierung stemmte sich vehement gegen die Freigabe des Wechselkurses.

Die Eskalation

Schließlich kam es zum Sturm auf die Banken und zur Kapitalflucht. Die Regierung war gezwungen, Obergrenzen für Kontobehebungen einzuführen, der Peso fiel auf ein Drittel seines Werts und zuletzt kam es zur Umschuldung mit einem Nachlass von cirka 65 Prozent.

Die Armutsquote stieg auf mehr als 50 Prozent. In manchen Teilen des Landes hatten mehr als ein Fünftel der Kleinkinder Untergewicht. Die Reallöhne sanken um nahezu 25 Prozent, während die (offizielle) Arbeitslosenquote auf 25 Prozent stieg. Die Wirtschaftsleistung, gemessen in US$, fiel auf ein Drittel des Werts vor der Krise. Tauschhandel war weit verbreitet.

Lehren für Griechenland

Einerseits ist Griechenland auf einem ähnlichen Entwicklungspfad schon weit fortgeschritten. Ob es jedoch die Krise auf die argentinische Weise lösen kann, ist ungewiss, denn vom Euro auf eine neue Währung umzusteigen, ist sicher schwieriger, als eine gebundene Währung zu lösen.

Andererseits ist zu beachten, dass die Krise Argentiniens weniger zerstörerisch für die Bevölkerung und weniger verlustreich für die Gläubiger verlaufen wäre, wenn Argentinien die Bindung des Peso an den Dollar bereits zu Beginn der Krise aufgegeben hätte. (Leser-Kommentar, Andreas Sierek, derStandard.at, 24.6.2011)