Baku/Moskau - Der aserbaidschanische Präsident Ilham Alijew (Alijev) hat auf einer Militärparade eindringlich die Rückgabe des im Krieg mit Armenien verlorenen Gebiets Berg(Nagorny)-Karabach gefordert. "Ich bin vollkommen überzeugt, dass wir unsere territoriale Unversehrtheit auf welche Weise auch immer wieder herstellen werden", sagte Alijew bei der Parade zum Tag der Streitkräfte am Sonntag in Baku. Armenien kontrolliert das völkerrechtlich zu Aserbaidschan gehörende Gebiet.

Ungeachtet eines 1994 vereinbarten Waffenstillstands betonte er vor den etwa 6000 Soldaten, dass der Krieg mit Armenien nicht beendet sei. "Wir leben unter Kriegsbedingungen", sagte Alijew nach Angaben von Medien in Baku. Armenien lehnt unter dem militärischem Schutz Russlands die Rückgabe von Berg-Karabach ab.

Allein in diesem Jahr gebe die öl- und gasreiche Ex-Sowjetrepublik Aserbaidschan rund 3,3 Milliarden US-Dollar (2,3 Milliarden Euro) für Rüstung aus, sagte Alijew. Das Militärbudget der Südkaukasusrepublik sei damit 20 Mal so hoch wie noch 2003. Es übersteige auch den gesamten armenischen Staatshaushalt um 50 Prozent. Nach Darstellung Alijews hält Armenien 20 Prozent des aserbaidschanischen Territoriums besetzt. Deshalb werde sein Land weiterhin aufrüsten.

"Der Krieg ist noch nicht beendet, nur die erste Etappe ist vollzogen", sagte Alijew bei der Parade mit schwerer Kriegstechnik, darunter auch Kampfflugzeuge. Die Okkupation aserbaidschanischen Territoriums könne nicht ewig andauern, betonte der Präsident.

Beobachter auf beiden Seiten des Konflikts halten einen neuen Krieg für möglich. Allerdings bemühen sich Aserbaidschan und Armenien seit langem auf diplomatischen Weg um eine Lösung des Gebietsstreits. Der innenpolitische Druck auf Alijew gilt aber als extrem hoch, weil die Verhandlungen unter internationaler Vermittlung bisher keinen Erfolg gebracht haben. So endete erst am vergangenen Freitag ein Gipfeltreffen Alijews mit dem armenischen Staatschef Serzh Sarkisian in Russland ohne greifbares Ergebnis.

Bei dem Treffen in Kasan, der Hauptstadt der russischen Teilrepublik Tatarstan, scheiterte die Unterzeichnung eines Grundlagenpapiers zum Berg-Karabach-Streit. Aserbaidschan habe zehn unannehmbare Änderungen in dem Dokument verlangt und damit einen Durchbruch verhindert, sagte der armenische Außenminister Edward Nalbandjan am Samstag nach Angaben von Medien in Eriwan. Das aserbaidschanische Außenministerium gab wiederum Armenien die Schuld am Scheitern der Gespräche.

An der Demarkationslinie zwischen Berg-Karabach und Aserbaidschan kommt es immer wieder zu schweren Gefechten mit Toten und Verletzten. Das christlich geprägte Berg-Karabach hatte 1991 seine Unabhängigkeit ausgerufen und damit den Konflikt zum Ausbruch gebracht. Bei dem Bürgerkrieg starben Schätzungen zufolge rund 30.000 Menschen. Hunderttausende muslimische Aserbaidschaner wurden durch den Krieg zu Flüchtlingen. (APA)