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Steffi Jones und Joseph Blatter freuen sich wohl auch auf das anstehende Turnier.

Foto: Reuters/Bensch

Berlin - Deutschland entdeckt den Frauenfußball: Politik, Prominenz und Medien - noch bevor die Weltmeisterschaft so richtig losgegangen ist, fiebern plötzlich alle mit den Protagonisten der einstigen Randsportart. Mehr als 100.000 Besucher waren am Samstagabend bei der Kick-off-Show "Ballzauber" in Frankfurt. In Berlin sind nun auch viele Politiker auf den WM-Zug aufgesprungen.

Mit inzwischen 720.000 verkauften Karten ist die erhoffte Auslastung von 80 Prozent bereits am ersten WM-Wochenende erreicht. "Das ist ein sehr, sehr gutes Zeichen", sagte Steffi Jones, die Präsidentin des Organisationskomitees, vor dem mit 73.680 Zuschauern ausverkauften Eröffnungsspiel im Berliner Olympiastadion zwischen Deutschland und Kanada.

Kaum eine deutsche Zeitung gibt es, die am Samstag nicht in großem Umfang auf das Sportereignis hingewiesen hätte. "Mann, frauen wir uns auf die WM", titelte die "Bild"-Zeitung über die halbe Seite.

Angesichts des großen Zuspruchs und Interesses gab sich auch Joseph Blatter generös. Der umstrittene Präsident der FIFA kündigte in Berlin an, sich für höhere Prämien bei künftigen Frauen-Weltmeisterschaften einzusetzen. Bei dieser WM schüttet die FIFA 7,6 Millionen US-Dollar (5,35 Millionen Euro) an Prämien aus. Eine Million erhält der Weltmeister. 18 Millionen kassierte übrigens Spaniens Männerteam für seinen Triumph 2010 in Südafrika.

Auch die Politik verspricht sich einiges von der 51 Millionen Euro teuren ersten Frauen-WM in Deutschland. Cornelia Pieper, Staatsministerin im Auswärtigen Amt, sieht in dem Endrundenturnier eine Chance, Frauenrechten weltweit mehr Gehör zu verschaffen. "Frauenrechte sind Menschenrechte. Deshalb hat die Frauen-Fußballweltmeisterschaft auch eine Botschaft für mehr Freiheit und Chancengleichheit von Frauen", erklärte die FDP-Politikerin.

Grünen-Chefin Claudia Roth erhofft sich von der Teilnahme Nordkoreas ein Signal gegen die völlige Abschottung des Landes. Vor dem Spiel Nordkorea gegen die USA am Dienstag in Dresden sagte Roth der Nachrichtenagentur dpa: "Da werden sich die Spielerinnen die Hand geben müssen, das ist FIFA-Reglement. Die Hoffnung ist, dass über ein Spiel, über den Sport, über diese WM Begegnungen möglich gemacht werden, die vielleicht große betonierte Mauern einbrechen lassen." (APA/dpa)