Peking - Der chinesische Menschenrechtsaktivist Hu Jia will sich nach seiner Freilassung offenbar wieder politisch engagieren. Er müsse dabei aber an die Folgen für seine Familie denken, sagte Hu am Sonntagabend dem Hongkonger Fernsehsender Cable TV. Jeder müsse gegenüber seinem eigenen Gewissen loyal bleiben, sagte er in dem ersten Interview seit seiner Freilassung am Sonntag. Seine Familie mahne ihn aber zur Vorsicht. "Sie haben mir gesagt: Lebe ein normales Leben und gerate nicht wieder mit dem Regime aneinander, denn das Regime ist sehr grausam und verstößt willkürlich gegen die Würde seiner Bürger", sagte Hu. Er tue darum alles dafür, um seine Eltern zu beruhigen, "aber ich kann ihnen nur sagen, dass ich vorsichtig sein werde".

Der 37-jährige war am Sonntag nach Verbüßung seiner mehr als dreijährigen Haftstrafe entlassen worden, wie seine Frau Zeng Jinyan, selbst eine bekannte Bürgerrechtlerin, bekannt gab. Der 37-Jährige war unmittelbar vor den Olympischen Spielen in Peking im April 2008 wegen "Untergrabung der Staatsgewalt" zu gut drei Jahren Haft verurteilt worden. So lautet in China gemeinhin der Vorwurf, wenn die Justiz gegen Dissidenten vorgeht. Hu hatte zuvor immer wieder auf seinem Blog sowie in E-Mails und Interviews mit ausländischen Journalisten Menschenrechtsverstöße in China angeprangert. Im Dezember 2008 erhielt er für seinen Einsatz für Aids-Patienten, Umweltschutz und Bürgerrechte vom Europaparlament den Sacharow-Preis für Meinungsfreiheit. (APA)