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Protest gegen das Regime in Syrien vor dem UN-Sitz in Genf.

Foto: EPA/SALVATORE DI NOLFI

Damaskus - Etwa 150 syrische Regimegegner, unter ihnen viele ehemalige politische Gefangene wie der Kommunist Louai Hussein und der Schriftsteller und linke Intellektuelle Michel Kilo, haben auf einer in dieser Form noch nie dagewesenen Versammlung in der Hauptstadt Damaskus einen friedlichen Übergang zur Demokratie gefordert. Nur dieser Weg könne Syrien und das syrische Volk retten, sagte der Aktivist Mounzer Khaddam, der das Treffen leitete, am Montag bei der Eröffnung. Die Regierungsgegner bezeichneten das öffentliche Treffen in einem Hotel als beispiellos in den fünf Jahrzehnten der eisernen Herrschaft der regierenden Baath-Partei.

Aus Kreisen der Exilopposition in der Türkei verlautete, die Idee, die Konferenz zuzulassen, würde von Präsidentenberaterin Bouthaina Shaaban stammen, die bereits im Mai mit Intellektuellen und Demokratieaktivisten zusammengetroffen war.

"Das tyrannische System muss verschwinden" , betonte Louai Hussein, der von 1984 bis 1991 eingekerkert war, in einer Rede. Der Versuch der Herrschenden, das Aufbegehren des Volkes im Blut zu ertränken, werde die Demokratie nicht aufhalten können. Der Weg des friedlichen Übergangs sei "klar und nicht verhandelbar" . Präsident Bashar al-Assad reagierte noch am gleichen Tag und lud die Opposition für den 10. Juli zu Gesprächen über eine Verfassungsreform ein.

Der Versuch des Dialogs

Nach dem gemeinsamen Singen der Nationalhymne gedachten die Teilnehmer in einer Schweigeminute der Opfer der Gewalt auf beiden Seiten - also unter Zivilisten und Sicherheitskräften.

Die Ereignisse der letzten Wochen wiegen jedoch schwer: Nach Darstellung von Menschenrechtsorganisationen wurden mehr als 1300 Zivilisten von Bashar al-Assads Soldaten getötet und rund 12.000 Regimegegner bei Demonstrationen verhaftet.

Ein Sprecher der syrischen Armee gab in einem Interview mit dem Nachrichtensender CNN an, 400 Sicherheitskräfte seien in den Kämpfen ums Leben gekommen - just zu dem Zeitpunkt, als ein Video in Umlauf kam, das zeigt, wie Kinder bei den Straßenschlachten getötet wurden.

Unterdessen wurden in der Stadt Aleppo 304 bei Protesten festgenommene Studenten vor Gericht gestellt. Ihnen werden "Sabotageakte" und "Beleidigung des Präsidenten" vorgeworfen. Sie waren in der Vorwoche auf dem Universitätscampus von Sicherheitsbeamten verschleppt worden, als sie Anti-Regime-Demonstrationen organisierten. (red/DER STANDARD, Printausgabe, 28.6.2011)