Wien - Der österreichische Stromkonzern Verbund spricht laut einem Medienbericht mit den italienischen Energieriesen ENI und Enel über einen Verkauf des 46-Prozent-Anteils des Verbund an der französischen Endkundengesellschaft Poweo. Die Verhandlungen seien noch in einem frühen Stadium, zitierte der "Börse Express" am Montag einen "Le Journal du Dimanche"-Bericht von Sonntag. Der Verbund wollte die Berichte nicht kommentieren.

In Frankreich leidet der Verbund unter Verzögerungen bei der Marktöffnung und einem negativen Geschäftsumfeld. Die Poweo-Aktien legten Montagvormittag um die Hälfte auf knapp 6 Euro zu, die Verbund-Aktien gaben bis zum Nachmittag 2,9 Prozent auf 29,86 Euro nach.

Die Analysten der Raiffeisen Centro Bank (RCB) sehen in ihrem aktuellen Verbund-Update (Downgrade von Buy auf Hold) den Verbund in einer "Desinvestitions-Stimmung", schreibt der "Börse Express" weiter. Dass der Anteil an der Endkundengesellschaft Poweo in das "available for sale"-Portfolio verschoben worden sei, sei "ein starkes Indiz für einen möglichen Verkauf", wird Analystin Theresa Schinwald zitiert. Allerdings hatte die Poweo diesen Status schon im heurigen Erstquartalsbericht des Verbund.

Neuregelung des französischen Strommarktes

Bis zu einer Neuregelung des französischen Strommarktes könne das Poweo-Endkundengeschäft nicht profitabel geführt werden, erklärte der Verbund im April im Quartalsbericht. In der Verbund-Bilanz wurde Poweo im Vorjahr kräftig abgewertet: Im Neunmonatsbericht vom Herbst wurde eine Wertminderung (Impairment) der börsenotierten Beteiligung Poweo S.A. im Ausmaß von 42,8 Mio. Euro mitgeteilt. 2010 hatte die Verbund-Beteiligung den Verlust auf 133,4 Mio. Euro ausgeweitet, nach einem Minus von 93,5 Mio. Euro 2009, wurde heuer im Frühjahr bekannt.

Bei der Erzeugungsgesellschaft Poweo Production S.A.S. dagegen läuft es gut: Dort hat der Verbund im Vorjahr für 120 Mio. Euro seinen Anteil von 40 auf 100 Prozent aufgestockt. Durch die Komplett-Übernahme der Erzeugung unterstreiche der Verbund in Frankreich seine Strategie als Asset-based-Wholesaler und führe Poweo S.A. gleichzeitig Liquidität zu, hieß es dazu kurz vor Weihnachten. (APA)