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Diesmal nicht dabei: Die Mavi Marmara am 31. Mai 2010 kurz vor der Erstürmung durch israelische Soldaten.

Foto: dapd/Schalit

Istanbul/Tel Aviv - Mehr als ein Jahr nach dem Angriff der israelischen Armee auf die Gaza-Hilfsflotte soll in den nächsten Tagen von Griechenland aus eine zweite Gruppe von Schiffen starten, die versucht, die Blockade des Gazastreifens zu durchbrechen. Unter den Aktivisten, deren Zahl zwischen 350 und 500 schwankt, werden voraussichtlich auch fünf Österreicher sein. Frühestens zwei Tage nach dem Auslaufen in Athen könnten die zehn bis elf Schiffe in der Nähe von Gaza sein.

Das Flaggschiff vom vergangenen Jahr, die Mavi Marmara, wird dieses Mal jedoch nicht teilnehmen. Offensichtlich auf Druck der türkischen Regierung hatte die islamistische Hilfsorganisation IHH in Istanbul nach den Parlamentswahlen vom 12. Juni bekannt gegeben, dass ihr Fährschiff aus "technischen Gründen" nicht starten könnte. Auch andere türkische Schiffe beteiligen sich nicht an der Fahrt zum Gazastreifen. Beim Sturm auf die Mavi Marmara am 31. Mai 2010 erschoss die israelische Armee acht türkische und einen US-türkischen Aktivisten.

Die IHH hatte in der Vergangenheit stets betont, sie handle unabhängig von der konservativ-islamischen Regierung des Premiersministers Tayyip Erdogan und finanziere sich vornehmlich aus Spenden türkischer Geschäftsleute. Eine erste Fassung des Berichts einer UN-Untersuchungskommission zur Gaza-Hilfsflotte betont dagegen angeblich die engen Beziehungen zwischen der IHH und der Regierung in Ankara.

Der Sprecher des türkischen Außenministeriums wies am Montag israelische Medienberichte zurück, denen zufolge Ankara versuche, den Bericht der UN-Kommission zu "entschärfen" . Die Türkei habe offiziell auch noch keinen Bericht zur Kommentierung erhalten, sagte Selcuk Ünal dem Standard. "Unsere Haltung hat sich nicht geändert. Wir fordern von Israel weiter eine Entschuldigung und Entschädigungszahlungen."

Mehrere Treffen zwischen türkischen und israelischen Regierungsvertretern scheiterten an der Formulierung der Entschuldigung. Die wachsende Isolierung Israels durch die Regimewechsel in der Folge des Arabischen Frühlings dürfte die Regierung von Benjamin Netanjahu flexibler gegenüber den Forderungen der Türken gemacht haben. An einer neuen Krise mit Israel ist auch die Türkei wegen der instabilen Lage in Syrien nicht interessiert. (red, mab/DER STANDARD, Printausgabe, 28.6.2011)