Der afghanische Zentralbank-Chef tritt nach eigenen Angaben aus Angst um sein Leben zurück. Besonders gefährlich sei es geworden, nachdem er bei der Untersuchung der Skandale der Kabulbank Namen der Verantwortlichen genannt habe, sagte Adbul Kadir Fitrat in einem Hotel im US-Bundesstaat Virginia: "Ich konnte meinen Posten nicht in Kabul aufgeben, weil dort mein Leben in Gefahr war."

Die afghanische Regierung zeigte sich überrascht und warf dem Zentralbanker vor, selber in den Betrugsskandal verstrickt zu sein. Der Generalstaatsanwalt wolle den früheren Berater der Weltbank strafrechtlich verfolgen. "Das ist kein Rücktritt, sondern Betrug am afghanischen Volk und eine überaus unverantwortliche Handlung", sagte der Sprecher von Präsident Hamid Karsai zu Reuters.

Fitrat beklagte dagegen, "hohe politische Kreise" hätten die Bemühungen der Zentralbank untergraben, den Skandal bei der Kabulbank zu untersuchen. Durch Korruption, Missmanagement und faule Kredite hatte das Institut mit besten politischen Kontakten Hunderte Millionen Dollar verloren. Westliche Regierungsvertreter hatten beim größten privaten Geldhaus des Landes von einem Schnellballsystem gesprochen. Die Zentralbank in Kabul muss das angeschlagene Institut stützen. Fitrat hatte sich dafür eingesetzt, die Kabulbank nicht abzuwickeln, sondern wieder aufzubauen.

Der Skandal gefährdet die Unterstützung Afghanistans durch den Internationalen Währungsfonds. In der vergangenen Wochen waren die Verhandlungen zwischen der Regierung und dem IWF offenbar zum Stillstand gekommen, nachdem der Finanzminister sie eine Zeitverschwendung genannt hatte. (APA/Reuters)