Kairo - Ägypten räumt mit einem weiteren Erbe des Systems Mubarak auf. Ein Verwaltungsgericht in Kairo erklärte am Dienstag alle Gemeinderäte im Land für aufgelöst. Es folgte damit weitgehend der Argumentation der Kläger, unter ihnen ist der Anti-Korruptions-Aktivist Hamdi Facharani, wonach die Zusammensetzung der 1750 Räte bei manipulierten Lokalwahlen bestimmt worden sei. Fast 98 Prozent aller Mandate waren damals an die inzwischen aufgelöste Mubarak-Partei NDP gegangen.

Bereits unmittelbar nach Mubaraks Sturz hatte der regierende Militärrat beide Kammern des Parlaments aufgelöst. Bei allen Wahlen unter Mubarak waren oppositionelle Kandidaten massiv behindert, ihre Anhänger mit Gewalt eingeschüchtert und die Ergebnisse gefälscht worden.

Zunächst war nicht klar, wer oder was die aufgelösten Gemeinderäte ersetzen soll und wann die Wahl neuer Gremien ansteht. Ein neues Parlament soll in diesem September, ein neuer Präsident in diesem Dezember gewählt werden. Der Aktivist Facharani, von Beruf Ingenieur, hat sich nach dem Umsturz durch zahlreiche Klagen in mutmaßlichen Korruptionsfällen im Zusammenhang mit lukrativen Immobiliengeschäften früherer Regime-Vertreter in Ägypten einen Namen gemacht. (APA)