Dass Griechenland nah am Abgrund steht, ist evident, dass ein Absturz unabsehbare, aber zweifellos schlimme Folgen hätte ebenso. Wortreich, aber recht inhaltsarm turnen Europas Politiker und Ökonomen auf ihren eigenen Folge(kosten)abschätzungen herum; zumindest der Unterschied zwischen Optimismus und Pessimismus, Sedieren und Aufwecken lässt sich daran studieren. Viel mehr aber auch nicht.

Der Chefvolkswirt einer großen deutschen Bank etwa verglich die Folgen der griechischen Krise mit einer "Blinddarmoperation". Man kann nur froh sein, dass der Mann kein Arzt ist. Ob man beruhigt sein soll, dass er lieber Chefökonom wurde, ist die Frage. Seine Diagnose wurde jedenfalls von einem Wirtschaftsweisen korrigiert. Den erinnert die Operation Griechenland denn doch eher an eine "Herzoperation".

Klar macht man sich nicht narrisch, bevor man Genaueres weiß, ein wenig Aufklärung des Steuerzahlers wäre aber fein.

Die Diagnostiker in Österreich, dem Land der Diminutive und Euphemismen, halten sich ans Nurnichtnarrischmachen. Die Kunst beherrscht Österreichs Kanzler. Eine Pleite Griechenlands solle man nicht "herbeireden", redete er jüngst schon den Gedanken daran hinweg, denn: "Eine Insolvenz hätte unangenehme Folgen, auch für Österreich."

Unangenehme Folgen: ein Prachtexemplar österreichischer Semantik. Nicht falsch und nur die halbe Wahrheit. (gra, DER STANDARD, Printausgabe, 29.6.2011)