Es war nicht einfach, in Sachen Brustkrebsfrüherkennung eine Einigung zwischen Ärztekammer und Hauptverband der Sozialversicherung zu erzielen, doch Verhandlungsführer Manfred Brunner, Obmann der Vorarlberger Gebietskrankenkassen, ist erleichtert, dass er am 1. Juli in der Bundesgesundheitskommission ein Ergebnis für das Brustkrebsfrüherkennungsprogramm präsentieren kann. Demnach soll jede Österreicherin ab dem 45. Lebensjahr ab Anfang 2013 einen Brief mit dem Angebot für eine Mammografie in einer qualifizierten röntgenologischen Praxis erhalten. Zur Erinnerung: Bisher mussten Frauen selbst initiativ werden. Worum es bei der Untersuchung geht: Brustkrebs im Frühstadium erkennen.

Für diese Art des Screenings hat die EU Leitlinien definiert. Sie sehen ein Screening ab dem 50. Lebensjahr vor. Um falsche Ergebnisse - falsch positive oder falsch negative Befunde - zu verhindern, sind 5000 Befundungen pro Jahr - jeweils von zwei Ärzten - in qualitätszertifizierten röntgenologischen Praxen empfohlen. Die Ärztekammer hat nun 2000 Befundungen durchgesetzt.

Massive Kritik

"Der jetzige Vorschlag weicht von den EU-Leitlinien ab. Österreichische RadiologInnen müssen weniger Erfahrung und Fortbildung vorweisen, weniger dokumentieren, dafür dürfen sie mehr abrechnen", kritisiert Sylvia Groth vom Frauengesundheitszentrum in Graz, "die Chance auf eine hochwertige Brustkrebsuntersuchung ist damit verspielt."

So sieht es Brunner keinesfalls, betont aber, dass eine Reihe von Detailverhandlungen noch bevorsteht. Insgesamt 200 Praxen sollen die Qualifizierung erhalten. Wohnortnähe sei ein wichtiges Argument, damit das Angebot von den Frauen auch wahrgenommen würde. "Wichtig wäre, wenn wir sozial Schwache und Migrantinnen erreichen", so Brunner, denn hier seien statistisch die meisten Brustkrebsfälle zu verzeichnen.

Verpflichtend ist die Mammografie trotz Einladung nicht. Garantie für eine Nichterkrankung ist die Teilnahme daran aber auch nicht. Schnell wachsende Krebsformen können im vorgesehenen Intervall von 18 bis 24 Monaten unentdeckt bleiben. Brunner: Wenn wir Beteiligungsraten von 70 Prozent erreichen, wäre das ein Erfolg. Wir wollen auch ein Brustkrebsregister aufbauen." (Karin Pollack, DER STANDARD Printausgabe, 27.06.2011)