Eigentlich sind es ja schon zwei Mahler-Jahre hintereinander: 2010 feierte man den 150. Geburtstag des genialen Symphonikers; und nun aktuell, 2011, geht es um den 100. Todestag des einstmaligen Dirigenten und Wiener Staatsoperndirektors. Klar, dass da in jedwedem Konzerttempel dessen Oeuvre heftig in Stellung gebracht wird; klar auch, dass eine gewisse Übersättigung möglich ist und das Bedürfnis entsteht, Mahler ganz anders zu interpretieren. So weit wie einst der unübertroffene Keyboarder Uri Caine, der Mahler in freie Jazzform brachte, wagen sich Franui nicht vor.

Zweifellos aber ist es dem Ensemble (es ist nach einer Almwiese benannt), das auf Neubefragungen von Klassikern spezialisiert ist, gelungen, dem Romantiker Frische zu verleihen. Vor allem sind dafür die Arrangements und die hohe Spielkultur verantwortlich: Das klingt verschlankt und bekommt durch Instrumente wie Harfe und Zither eine eigene Färbung. Auch ist auffällig, dass die Atmosphäre gerne ins Tänzerische hinübergleitet. Bei Mahler-Liedern führt das zu sehr charmanten Effekten.

Intime Momente ermöglicht auch die entspannte und doch präsente Stimme des Baritons Daniel Schmutzhard. So wird dieser Produktion, die bei Col legno erscheinen ist, für Juni der Ö1-Pasticcio-Preis zugedacht - vergeben in Kooperation mit dem Standard und Musik-Redakteur Ljubisa Tosic als Jurymitglied. (red, DER STANDARD, Printausgabe, 1.7.2011)