Zur Verabschiedung des griechischen Sparpakets und den Straßenkämpfen in der Athener Innenstadt zwischen Demonstranten und der Polizei schreiben internationale Tageszeitungen am Donnerstag:

Die linksliberale griechische Zeitung "Eleftherotypia":

"Während das griechische Parlament über das Sparprogramm beriet, erlebte die Hauptstadt eine Orgie der Polizeigewalt. Die Beamten verwandelten den Syntagma-Platz (vor dem Parlament) in eine Gaskammer und griffen in beispielloser Weise alle Menschen an, die ihnen in den Weg kamen. Die Polizisten attackierten Demonstranten, die mit den Ausschreitungen nichts zu tun und niemanden bedroht hatten. Es war allgemein erwartet worden, dass Gruppen von Autonomen gewaltsam in Erscheinung treten würden. Die Polizei hatte sich auf dieses Szenario jedoch nicht vorbereitet. Ihre einzige Strategie bestand darin, das Zentrum von Athen in Tränengas zu hüllen und eine große, friedliche Kundgebung aufzulösen."

"Neue Zürcher Zeitung":

"Das Sparpaket ist zwar vom Parlament angenommen worden, doch Griechenland ist damit noch lange nicht gerettet. Die schwierige Zeit der Umsetzung steht erst noch bevor. Eine Besserung ist nicht so schnell in Sicht, denn es braucht umfassende strukturelle Reformen. Notwendig ist zudem die Erneuerung des gesamten politischen Systems, zu dessen Grundpfeilern der tief in der Gesellschaft verwurzelte Klientelismus gehört. Die Zeit drängt, denn das Vertrauen in die Funktionsfähigkeit der politischen Institutionen des Landes schwindet in der Gesellschaft immer mehr. Da ist auch nicht erstaunlich, wenn Politiker, die für ihre Taten kaum je zur Rechenschaft gezogen werden und die sich verbissen an ihre Privilegien klammern, von der Bevölkerung immer mehr Opfer verlangen."

"Independent" (London):

"Als Folge einer Staatspleite würde Griechenland sicherlich aus der Eurozone ausgeschlossen werden. Der Anleihenmarkt würde dann seine Aufmerksamkeit dem nächsten schwächsten Glied der Kette zuwenden, Spanien. Dabei würde die Glaubwürdigkeit des Euro schwinden und die Ansteckung, wie die Märkte sie gern nennen, würde sich ausbreiten. Die Griechen stellen zu Recht die Behauptung infrage, dass ein strenger Sparzwang die richtige Antwort ist. Wegen der Einschnitte im vergangenen Jahr schrumpfte die griechische Wirtschaft um 5,5 Prozent. Und das hat anscheinend nur dazu gereicht, um die schlimmsten Folgen zu vermeiden. Es gab viele Vergleiche mit einer griechischen Tragödie. Doch Tragödien haben ein unausweichliches Ende. Das Ende dieser griechischen Sage ist hingegen noch völlig offen."

"de Volkskrant" (Amsterdam):

"Das griechische Parlament hat einen ebenso weisen wie heldenhaften Beschluss gefasst, indem es für das Sparpaket der Regierung Papandreou stimmte. Griechenland bekommt nun den neuen Milliardenkredit, den IWF und EU aus dem Hilfsfonds bereitstellen. Eine sofortige Pleite ist abgewendet. Damit haben die griechischen Volksvertreter der internationalen Gemeinschaft durchaus einen noch größeren Dienst erwiesen als der eigenen Bevölkerung. Die Krise in dem geplagten Land hat kein weltweites Feuer entfacht, der Brand schwelt vorläufig innerhalb der Eurozone weiter. Beseitigt wurde der Brandherd aber nicht, das Feuer wird früher oder später wieder aufflammen."

"Jyllands-Posten" (Arhus):

"Griechenland begeht derzeit nationales Harakiri, das die wirtschaftliche Stabilität in Europa bedroht. Wie konnte das Land trotz zahlreicher Warnungen nur in die damalige EWG und dann in die EU aufgenommen werden? Die Antwort ist simpel. Weil die Entscheidungsträger politisch und nicht wirtschaftlich dachten. (...) Jetzt aber muss sich die EU realistisch verhalten und erkennen, dass es nicht um Politik, sondern um wirtschaftliche Disziplin geht. (...) Die Griechen müssen lernen, von dem zu leben, was sie selbst produzieren. Und nicht vom Steuergeld anderer EU-Bürger." (APA)