Wien - Die Universität Wien bietet ab Herbst erstmals in Österreich ein Lehramtsstudium für Chinesisch an. Immer mehr Schulen würden zwar Chinesisch anbieten, bisher sei aber die fehlende Lehrerausbildung ein zentrales Problem bei der Etablierung des Unterrichtsfachs gewesen, heißt es am Donnerstag in einer Aussendung der Uni. Konkret können Studenten ab dem kommenden Studienjahr das Masterstudium Sinologie mit dem Schwerpunkt "Unterrichtskompetenz" absolvieren.
Mit dem Studium sollen Studenten sprachwissenschaftliche und fachdidaktische Kenntnisse in der Vermittlung der modernen chinesischen Hochsprache ebenso erwerben wie die erforderlichen pädagogischen Fähigkeiten. Das Masterstudium soll dazu befähigen, anhand verschiedener Lehrmethoden selbstständig Chinesisch-Unterricht abzuhalten und Grundkenntnisse der chinesischen Kultur und Landeskunde zu vermitteln. Absolventen können laut Uni Wien als Chinesischlehrer an Schulen, Universitäten und im Bereich der Erwachsenenbildung tätig werden.
Zusätzliche Mittel aus China
Partner für das Angebot ist das chinesische Erziehungsministerium und die ihm angegliederte Stelle zur Förderung der chinesischen Sprache und Kultur im Ausland (Hanban, Office of Chinese Language Council International). Die Uni Wien erhält von chinesischer Seite zusätzliche Mittel für die Anstellung eines Fachdidaktikers und über das an der Uni angesiedelte Konfuzius-Institut wird ein Sprachwissenschafter für das neue Lehramtsstudium entsandt.
Nach Angaben des Österreichischen Sprachen-Kompetenz-Zentrums in Graz wird Chinesisch an einigen berufs- und allgemeinbildenden höheren Schulen in Österreich, fast ausschließlich als Freifach, angeboten. So wird am Akademischen Gymnasium in Wien seit 1996 Chinesisch als Freifach mit zwei Wochenstunden angeboten, Schüler aus mehr als 20 Wiener Gymnasien haben von dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht. Am Gymnasium Wasagasse in Wien-Alsergrund wird Chinesisch in Samstagskursen für muttersprachliche Kinder ebenso angeboten wie als Fremdsprache für österreichische Schüler. Laut Sprachen-Kompetenz-Zentrum nehmen mehr als 350 Schüler an diesem Unterricht teil. Auch die Höhere Bundeslehranstalt für Tourismus in Wien-Hietzing bietet Chinesisch als Freifach.
2.400 Schüler mit Chinesisch als Muttersprache
Laut Bildungsdokumentation gab es im Schuljahr 2008/2009 knapp 2.400 Schüler in Österreich mit Chinesisch als Muttersprache. Bei der Volkszählung 2001 haben knapp 10.000 Personen angegeben, Chinesisch als Umgangssprache zu sprechen.
Chinesisch wird laut Sprachen-Kompetenz-Zentrum derzeit von 1,3 Mrd. Menschen gesprochen, die weitaus meisten davon in China, aber auch in Taiwan und Singapur. Die verbreitetste Variante der Sprache ist "Mandarin", mit rund 900 Mio. Sprechern. (APA)