Decepticons legen Chicago in Schutt und Asche, Autobots und Shia LeBeouf müssen in "Transformers 3" dagegenhalten.

Foto: Paramount
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Wien - Im letzten Moment springen die Soldaten aus ihrem abstürzenden Hubschrauber und fetzen mit ihren Wingsuits flughörnchengleich durch die zerstörten Häuserschluchten Chicagos. In atemberaubender Geschwindigkeit sausen sie durch Lücken zwischen einstürzenden Neubauten, um letztlich sicher auf dem Boden der besetzten Stadt zu landen.

Solche furiosen Szenen einer einstündigen Rückeroberung der Windy City, in der D-Day, 9/11 und Krieg der Welten vereint werden, sind der Grund, warum man sich Michael Bays unfassbar teures 3-D-Spektakel Transformers 3 unter Umständen anschauen könnte. Aufgeschlossenheit gegenüber Blockbustern, in denen außerirdische Roboter als Unterstützer des US-Militärapparats die Welt retten, ist allerdings zu empfehlen. Denn auch wenn das aktuelle Update der Spielzeugverfilmungsreihe visuell eindrucksvoll und auf der Handlungsebene nicht ganz so schwachbrüstig bis wirr daherkommt wie die Vorgänger, so bleibt es ein reaktionäres Zerstörungsspektakel mit dramaturgischen Schwächen.

Ihren Ausgang nimmt die Geschichte in den 1960ern. Ein auf dem Mond gelandetes Raumschiff der guten, von ihrem Heimatplaneten flüchtenden Autobots war damals Auslöser der Apollo-Missionen und sorgt heute für Ärger. Die bösen Decepticons wollen die an Bord befindliche Technologie nämlich nutzen, um ihren Planeten von menschlichen Sklaven restaurieren zu lassen.

Dies hat neben den Autobots und der (den Film mitfinanzierenden) US-Army einmal mehr der junge Sam Witwicky zu verhindern. Von Shia LaBeouf verkörpert, muss er sich erst wieder an die vorderste Front zurückkämpfen. Sein Hauptproblem ist dabei die schmallippige Verteidigungsministerin Charlotte Mearing, gespielt von Neuzugang und Lichtblick Frances McDormand. Weitere Debütanten sind John Malkovich - als solariumoranger Boss von Sam immerhin etwas amüsant - und Rosie Huntington-Whiteley, die Megan Fox als Sams Über-Girlfriend ersetzt.

Wenn ihr fieser Arbeitgeber Dylan (Patrick Dempsey) die Kurven eines Autos beschreibt, während die Kamera über Huntington-Whiteleys Körper schleckt, wird einmal mehr klar, dass Bays Liebe zu seinen Fetischen gerecht verteilt ist. Im Kampfgetümmel bleiben sowohl die glänzenden Boliden als auch das hauptberufliche Supermodel ohne Lackschäden.

So werden die Menschen immer maschinenhafter, besonders die Decepticons hingegen zunehmend animalisch: Von Robo-Läusen befallen geifern und zischen sie wie Überbleibsel aus dem Jurassic Park. Entsprechend rustikal entledigt man sich schließlich der Oberböslinge. Sentinel Prime wird die Blechrübe mit einer Axt gespalten, der um Gnade flehende Megatron - mit Kopftuch unschwer als Taliban zu erkennen - wird mittels Kopfschuss entsorgt.

Das ist alles so sympathisch wie das ständige Product-Placement und dümmliche Sprechpassagen. Wer sehen will, wie toll die Fassade eines umknickenden Wolkenkratzers als Rutsche gebraucht werden kann, muss da aber durch.   (Dorian Waller/ DER STANDARD, Printausgabe, 1.7.2011)