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Tierschutzorganisationen freuen sich über das Schächtverbot, Glaubensgemeinschaften fühlen sich diskriminiert.

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Amsterdam/Wien - Die einen befürchten es, die anderen hoffen darauf: Nachdem die Niederlande am Dienstag das Schächten verboten haben, könnten auch andere europäische Länder folgen.

"Ich kann mir vorstellen, dass sich das ausbreitet. Wir werden jedenfalls entschieden dagegen kämpfen", sagt Raimund Fastenbauer, Generalsekretär der Israelitischen Kultusgemeinde Wien. "Das ist ein klarer Verstoß gegen verfassungsmäßige Rechte. Sollte das Gesetz zur Anwendung kommen, wird es sicher Klagen dagegen auch auf europäischer Ebene geben." Moshe Kantor, Präsident des European Jewish Congress, hatte davor bereits vor dem "schrecklichen Vorbild" gewarnt, dass Juden zeige, dass sie nicht willkommen seien.

Auch in der islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich ist man "besorgt". Das Gesetz sei ein Rückfall hinter jene Standards, die derzeit in Österreich gelten. Schächten ist hier erlaubt, wenn das Tier unmittelbar nach dem Schnitt durch die Kehle betäubt wird.

"In der EU wird sich da sicher etwas tun"

Genau diese Standards gefallen Tierschutzorganisationen nicht. "Das österreichische Gesetz ist da zu wenig scharf und konsequent, eine Regelung wie in Holland ist sicher zu begrüßen", sagt Jürgen Faulmann von der Tierschutzorganisation Vier Pfoten. Auch er glaubt, dass das Gesetz Folgen haben wird: "So etwas hat immer Vorbildwirkung, vor allem innerhalb der EU wird sich da sicher etwas tun."

Das niederländische Gesetz war von den Abgeordneten der Partei für die Tiere eingebracht worden und wurde von Sozialdemokraten, Grünen und Liberalen unterstützt. Juden und Muslime dürfen kein Tier essen, dass schon vor dem Schnitt durch die Kehle tot war. Bei der Betäubung besteht aber die Gefahr, dass das Tier stirbt. Derzeit ist Schächten in der Schweiz, Luxemburg, Schweden und Norwegen verboten. (tob, DER STANDARD, Printausgabe, 1.7.2011)