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Rosana dos Santos Augusto (re.), die den SV Neulengbach zu vier Titeln in Österreich führte, schoss Brasilien zum mageren Sieg über die sehr fleißigen "Matildas" aus Australien.

Foto: AP/ Logghe

Berlin/Wien - Dass Quantität über Qualität rein gar nichts aussagen muss, gilt auch für den Frauenfußball. Nach Abschluss der ersten WM-Vorrunde, dem ersten Durchlauf für alle 16 Mannschaften, steht fest, dass die Spitze zusammengerückt ist. Ein indirekter Beweis dafür war die magere Trefferausbeute. Nur 14 Tore fielen in den acht Spielen. Bei der WM 2003 klingelte es in den ersten acht Partien 27 Mal, 2007 gar 39 Mal, wobei Deutschland vor vier Jahren in China mit einem auch nicht alltäglichen 11:0 über Argentinien zur ersten Titelverteidigung aufbrach.

"Der Sport hat sich enorm entwickelt. Alle Mannschaften sind deutlich stärker als früher. Alle Teams liegen sehr dich beisammen", sagt Kleiton Lima, der Coach der Brasilianerinnen, die beim 1:0 gegen die Australierinnen ihre liebe Mühe hatten.

Starspielerin Marta, die fünfmalige und regierende Weltfußballerin, ging ungewohnterweise leer aus, die 25-Jährige servierte aber zumindest der ehemaligen Neulengbacherin Rosana deren siebenten Länderspieltreffer und also das Siegestor. Während Marta noch immer in der US-Profiliga WPS (Women's Professional Soccer) bei Western New York Flash engagiert ist, spielt die 28-jährige Rosana zweieinhalb Jahre nach ihrem heftig bedauerten Abschied von Österreichs Rekordmeisterinnen nach einem Gastspiel bei Sky Blue FC in New Jersey wieder daheim, genauer bei AD Centro Olímpico in São Paulo. Auch Marta schätzt übrigens die Qualität des aktuellen Turniers: "Alle Favoriten haben sich bisher schwer getan. Das ist die ausgeglichenste WM aller Zeiten."

Aber nicht nur sportliche Argumente sprechen für die geplante Aufstockung des Feldes von 16 auf 24 Mannschaften ab der nächsten WM (2015) in Kanada. Quasi umgekehrt proportional zur Trefferquote ist nämlich das Interesse am Frauenfußball gestiegen. Zwar waren die bis zu 18 Millionen TV-Zuseher beim Eröffnungsspiel am vergangenen Sonntag ein Ausreißer nach oben, aber zumindest die Spiele der härtesten Konkurrentinnen der Gastgeberinnen bescheren Topquoten.

Das erste Match der Seleção feminina wollten auf ZDF im Schnitt 5,4 Millionen Menschen sehen. Die wenigsten Zuseher der Vorrunde hatte die Partie Japan gegen Neuseeland (2,4 Millionen, ARD). Der bisher schlechteste Marktanteil der Host Broadcaster lag immer noch bei beachtlichen 19,9 Prozent. Wenn auch etwas abhängig vom weiteren deutschen Abschneiden, erwarten sie noch steigende Quoten.

Geschichten bietet die WM ohnehin genug. Etwa die von Jade Boho, die in Spanien geboren wurde, aber für Äquatorialguinea spielt. Weil die 24-jährige Stürmerin schon Partien für Spanien bestritten haben soll, wurde sie am Donnerstag ausgeschlossen. (DER STANDARD, Printausgabe, Freitag, 1. Juli 2011, lü)