Um so eine widerliche und hinterfotzige Nazi-Verteidigung zu lesen, muss man die Aula zur Hand nehmen, das Ideologieblatt der FPÖ-Nahen (allerdings unbedingt mit Handschuhen und Nasenklemme). Ein Autor namens F. Duswald verbreitet sich unter dem Riesentitel "Lügt Klüger?" über die Feier im Parlament anlässlich der Befreiung des KZ Mauthausen, bei der die weltbekannte Autorin und Auschwitz-Überlebende Ruth Klüger ("Weiter leben") sprach.

Zunächst behauptet der Autor, nach der Befreiung hätten "40.000 überwiegend kriminelle Elemente" in der Umgebung "Angst und Schrecken" verbreitet. Wer in Mauthausen und anderen KZs war, war ein "kriminelles Element", freilich nur nach NS-Maßstäben. Der Aula-Autor stellt dann Ruth Klüger als Lügnerin hin, weil in einem Gedicht, das sie über Auschwitz schrieb, Rauchfänge mit Flammen vorkommen. Daran schließt sich eine "technische Beweisführung", die an die berühmten "Es gab keine Gaskammern"-Abhandlungen von Holocaust-Leugnern erinnert: "Die Verbrennung im Krema (sic!) erfolgt total staub- und geruchsfrei."

Schließlich schreibt Duswald noch, dass Anne Frank (auf die sich Klüger bezog) "nicht ermordet, sondern im Lager Belsen von einer Typhus-Epidemie dahingerafft wurde". Dem Dreck kann man keine Watschen geben, lautet ein alter Wiener Spruch. Aber NS-Dreck kann man verfolgen.(Hans Rauscher, DER STANDARD, 1.7.2011)