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Albert II., Fürst von Monaco

Foto: Reuters

Schade, dass Papa das nicht mehr erlebt. Rainier III., Monacos Fürst von 1949 bis 2005, verzweifelte jahrelang, weil sein Spross Albert partout nicht heiraten wollte. Da waren ihm die peinlichen Affären seiner Töchter Caroline und Stephanie noch lieber.

Als in Monaco vor zehn Jahren das Gerücht aufkam, dass der Erstgeborene Gefallen an Männern finden könnte, resignierte der Patriarch und ließ die Verfassung ändern: Notfalls kann nun auch die weibliche Linie das über 700 Jahre alte Erbe der Grimaldis fortsetzen, ohne dass Monaco an Frankreich fällt.

Die Revision war unnötig, Albert wuchs in die Schuhe des Fürsten hinein. Der blasse Eierkopf, der früher auf Französisch - der Sprache seines Vaters - leicht stotterte und sich lieber wie seine Mutter Grace Kelly auf Englisch mitteilte, führt die Throngeschäfte ganz leidlich. "Monaco ist keine Steueroase mehr", sagt er ganz bestimmt.

Erstaunlich ungrimaldisch

Der 53-Jährige beugte sich auch nicht dem Druck von 32.000 ungeduldigen Monegassen, sondern wartete, bis er die Richtige gefunden hatte: Charlene Wittstock, eine Südafrikanerin, die ebenso wenig an Glitzer und Gloria, dafür an Sport und Reisen interessiert ist wie Albert. Ein erstaunlich natürliches Paar, ganz ungrimaldisch.

Albert hatte zahllose Liebschaften; ihnen sind mindestens zwei uneheliche Kinder ohne Thron-, aber mit akzeptiertem Erbanspruch entsprungen, was bei Alberts Vermögen von 1,3 Milliarden Euro nicht unerheblich ist. Doch nur der Olympiaschwimmerin Wittstock machte Albert mehrere Jahre den Hof.

Ende 2005 sprang endlich der Funke über. Das geschah vielleicht auch, weil Alberts Vater ein paar Monate zuvor gestorben war: Jetzt war der Sohn frei. Oder er brauchte eine neue Stütze. Charlene gilt als charakterfest.

Kette nicht unterbrechen

Diese Woche ging das Gerücht um, dass sich die zum (monegassischen) Katholizismus bekehrte Protestantin kurz vor der Heirat Hals über Kopf nach Südafrika absetzen wollte, weil sie erfahren habe, dass Albert sogar ein drittes Kind habe. Die Heirat soll nun trotzdem stattfinden.

Albert und die Monegassen atmen auf. Charlene ist erst 33, und die Ehe des ersten ökologisch angehauchten Grimaldis - zur Trauung wird er im Hybridauto vorfahren - dient auch dem Erhalt der Dynastie und damit der Nation. Denn Monaco wäre ohne die Grimaldis nicht denkbar. Albert, der 31. Stammhalter, darf und soll die 700 Jahre alte Kette nicht unterbrechen. (Stefan Brändle, DER STANDARD, Printausgabe, 1.7.2011)