Gut, dass es ein Fachorgan gibt, das einem von Zeit zu Zeit in Erinnerung ruft, wie schwer Zeitungmachen sein kann. In "Der "Österreichische Journalist" waren in einem Beitrag gleich zwei Schreckensmeldungen enthalten: "News auf Schlingerkurs und ein böser Witz beim "Kurier". Letzterer ist dann aber gar nicht so böse. Denn spricht man mit Insidern, entpuppt sich der Witz als Galgenhumor, was nicht jedem Witz gelingt. Der entpuppte Witz lautet dann so: "Im Haus besteht bei vielen der Eindruck, dass Helmut Brandstätter noch nach einem Jahr nicht in der Rolle als Chefredakteur angekommen ist." Vielleicht sind das jene, die versuchen, seine luziden Kommentare mit dem angemessenen Respekt zu studieren und sich daraufhin als Galgenhumoristen entpuppen. Sie sollten sich nur nicht erwischen lassen, zum Glück nennt der "Journalist" keine Namen.

Überraschender war da schon die Information, in seiner Positionierung ist "News" auf Schlingerkurs, sollte man doch annehmen, dass Positionierung einen Schlingerkurs ausschließt. Die Sache hat historischen Gründe. Nach dem Ausstieg des Gründers Wolfgang Fellner pendelten die Schwerpunkte des Magazins immer wieder zwischen den vermeintlichen Antipoden Politik auf der einen Seite und Society und Lifestyle auf der anderen. Wenn Erinnerung nicht trügt, war das vor dem Ausstieg des Gründers nicht anders, das Fellner'sche Pendel mag, dem Charakter des Gründers entsprechend, zwischen den Antipoden Politik auf der einen Seite und Society und Lifestyle auf der anderen sogar noch kräftiger ausgeschlagen haben - unter der Voraussetzung, dass es sich damals um echte und nicht nur um vermeintliche Antipoden gehandelt hat. Was der "Österreichische Journalist" in seiner nächsten Nummer ebenso klären könnte wie die Antipodenhaftigkeit von Politik und Society beziehungsweise Lifestyle überhaupt.

Seit einem Jahr wandert das Heft unter Chefredakteur Peter Pelinka in die Politikrichtung, was dieser kühn erschließt. "Wir werden deutlich mehr zitiert", freut sich Pelinka über die zurückgewonnene Seriosität. So hat auch der Autor dieser Kolumne immer wieder beigetragen, "News" Seriosität zurückgewinnen zu lassen. Aber seine Freude ist getrübt. Vom Zitiertwerden könne ein Magazin auf Dauer nicht leben, erklärte nun ein Interimsgeschäftsführer, "News" habe an Relevanz gewonnen, aber an Unterhaltungswert verloren. Daher soll das Fellner'sche Pendel nun wieder zwischen die vermeintlichen Antipoden platziert werden. Es soll entrümpelt werden, lichter, luftiger und mehr Unterhaltungswert bekommen. Bis zum nächsten Pendelausschlag.

Kaum ist man ein paar Wochen außer Landes, kriechen Untote aus ihren Löchern. Grasser: Job bei Stronach? war Mittwoch in "Österreich" zu lesen. Zwar - Stronach will die Spekulationen nicht kommentieren, KHG selbst sagt: "Blödsinn." Aber wenn Staberl in der "Krone" auferstehen kann, ist alles möglich. Im Pathos Pándis wurde die Leserschaft am Sonntag schonend auf den Wiedergänger und seinen am Donnerstag erscheinenden Monatsbrief vorbereitet. In diesem hatte er nichts zu berichten, was über das hinausging, wonach er für die Sonntagsbeilage von dem prominenten "Krone"-Schreiber Claus Pándi gar bald gefragt worden war.

Der hatte dort erzählt: Es ist heute ziemlich genau ein Jahrzehnt und einen Monat her, dass Nimmerrichter den Entschluss fasste, dass es sich jetzt endgültig ausgestaberlt habe. Wenn Erinnerung wieder einmal nicht trügt, hat den Entschluss nicht er, sondern der alte Dichand gefasst, der ihn von einem Tag auf den anderen feuerte, weil er selbst ihm nicht mehr tragbar erschien. Seine nunmehrige Exhumierung bei Lebzeiten ist ein schönes Beispiel für den Triumph der Senilität über den Journalismus, den Pándi unfreiwillig richtig mit dem Satz beschrieb: Das wird uns so rasch keiner nachmachen können.

Staberl - eine Legende kehrt zurück, hatte Pándi im Sonntagsblatt geschleimt. Schon mehr der Wahrheit gerecht wurde der Medienwissenschafter und Universitätsprofessor Maximilian Gottschlich in der "Presse", wo er über Staberl sagte: "Sein Metier war Häme, üble Nachrede, Diffamierung." Er sei eine ausgesprochen negative Leitfigur des österreichischen Journalismus, ein Chefideologe der Mieselsucht. Dass ihn die Weisheit des Alters besser gemacht hat, ist eher nicht zu erwarten. Eben eine Legende, wie sie zur "Krone" passt. (Günter Traxler, DER STANDARD; Printausgabe, 2./3.7.2011)