Brüssel - Die Finanzminister der Euro-Länder haben am Samstagabend in einer Telefonkonferenz der Auszahlung der nächsten Kreditrate in Höhe von zwölf Milliarden Euro bis zum 15. Juli an Griechenland zugestimmt. In einer am Samstagabend im Anschluss an die Konferenz veröffentlichten Erklärung, hieß es zur Frage des zweiten Hilfspakets für Griechenland, dessen Modalitäten sollten "in den kommenden Wochen" festgelegt werde.

Griechenland braucht die Kreditrate dringend, da es ansonsten Mitte Juli zahlungsunfähig wäre. Das griechische Parlament hatte in dieser Woche mit seiner Zustimmung zu weiteren Einsparungen die Bedingungen für die Überweisung erfüllt. Von der Tranche in Höhe von zwölf Milliarden Euro übernehmen die Euro-Länder 8,7 Milliarden Euro. Die restlichen 3,3 Milliarden Euro stellt der Internationale Währungsfonds (IWF).

Zweites Paket bis September

Finanzministerin Maria Fekter (VP) hat nach der Telefonkonferenz ihrer Kollegen der Eurozone Samstagabend erklärt, das zweite Rettungspaket für Griechenland werde ein Ausmaß von rund 80 Milliarden Euro haben und müsse "spätestens bis September im Detail festgelegt" sein.

Zur bevorstehenden fünften Tranche von zwölf Milliarden Euro im Rahmen des ersten Rettungspakets in der Gesamthöhe von 110 Mrd. Euro sagte Fekter, die Euro-Finanzminister hätten grundsätzlich grünes Licht für die Auszahlung gegeben, allerdings müsse noch der IWF endgültig in seiner Sitzung am 8./9. Juli zustimmen.

Das zweite Rettungspaket sei bei der Telefonkonferenz intensiv diskutiert worden. Wie hoch der Anteil der Privatgläubiger sein werde, sei aber derzeit noch nicht klar. Zu den jüngsten Aussagen ihres deutschen Amtskollegen Wolfgang Schäuble, sich auch auf eine Staatspleite Griechenlands trotz der Rettungspakete vorzubereiten, sagte Fekter, es sei allgemeiner Tenor gewesen, dass eine solche Situation zu vermeiden sei. Auf die Frage, ob sie glaube, dass ein drittes Rettungspaket für Griechenland vermieden werden könnte, sagte die Finanzministerin dezidiert: "Ja das glaube ich."

Euro-Gruppen-Chef Juncker sieht Griechenlands Souveränität eingeschränkt

Durch die europäischen Hilfsmaßnahmen verliert das hochverschuldete Griechenland nach Ansicht von Euro-Gruppen-Chef Jean-Claude Juncker vorübergehend einen Teil seiner Souveränität. "Die Souveränität der Griechen wird massiv eingeschränkt", sagte der luxemburgische Ministerpräsident dem deutschen Nachrichtenmagazin "Focus". Für die bevorstehenden Privatisierungen benötige Athen eine Lösung nach dem Vorbild der deutschen Treuhandanstalt in der Endphase der DDR. Auch das griechische Steuererhebungssystem funktioniere "nicht in vollem Umfang".

Juncker kündigte die Entsendung von Fachleuten aus den Euro-Ländern an. "Man darf die Griechen nicht beleidigen. Aber man muss ihnen helfen. Sie haben sich bereit erklärt, eine Expertise-Zufuhr aus der Euro-Zone anzunehmen." Griechenland habe jahrelang vom Euro profitiert und "durch eigenes Verschulden" die Krise ausgelöst. "Und wenn man die jetzt wieder mit vereinten Kräften in Ordnung bringt, müssen die Griechen auch verstehen, dass eine kollektive Antwort nötig ist", sagte Juncker. Er zeigte sich zugleich überzeugt davon, dass die Anstrengungen Erfolg haben. (APA)