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Platini traut Blatter zu, die FIFA zu reformieren.

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Frankfurt - Michel Platini hat eine Lanze für den umstrittenen FIFA-Präsident Joseph S. Blatter gebrochen und sich doch erstmals als dessen Nachfolger ins Spiel gebracht. In einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung sagte der UEFA-Boss, er könne sich vorstellen, Blatter in vier Jahren an der Spitze des Fußball-Weltverbandes zu beerben. Eine vorzeitige Ablösung des umstrittenen Schweizers zieht Platini aber nicht in Betracht. Bisher hatte der Franzose stets sein Desinteresse am höchsten Posten im Welt-Fußball betont, wohl auch, um dem Amtsinhaber nicht in den Rücken zu fallen.

"Es sind viele Anschuldigungen an Blatter gerichtet worden, die unfair und unzutreffend waren. Vielleicht, weil manche meinten, als FIFA-Präsident wäre er für alles verantwortlich, was in der FIFA geschieht. Aber wenn es Fälle von Korruption gegeben hat, dann sicher nicht im direkten Zusammenhang mit Blatter. Man kann kritisieren, wie Blatter die FIFA managt, aber korrupt ist er ganz sicher nicht", sagte Platini. "Blatter ist nicht der Teufel, und er ist auch kein Engel." Der FIFA-Präsident war zuletzt durch den im Raum stehenden Verdacht von Bestechung im Zusammenhang mit der Vergabe der WM 2022 nach Katar in die Kritik geraten, der selbst seine Wiederwahl unsicher erscheinen ließ.

Platini gibt sich jedoch überzeugt, dass der Schweizer nach wie vor der richtige Mann ist, um Reformen im Weltverband durchzusetzen. "Er hat mir versprochen, die FIFA zu reinigen. Wenn er in der Geschichte bleiben möchte, muss er die FIFA säubern", sagte der frühere Weltklassespieler. Platini, der von 1998 bis 2002 als Berater Blatters gearbeitet hat, hofft jedenfalls, dass die FIFA in der Lage ist, ihre Probleme intern zu lösen. "Meiner Meinung nach muss die Veränderung von innen, und nicht von außen. Wir haben Gremien, die dafür zuständig sind", sagte der 56-Jährige.

Einen neuen Job strebe er jedenfalls nicht an. "Ich bin doch gerade erst als UEFA-Präsident wiedergewählt worden. Es bleibt noch viel Zeit, bis diese Entscheidung getroffen werden muss. Ich fühle mich in der UEFA sehr wohl. Wieso sollte ich um einen neuen Posten kämpfen, wenn es mir Spaß macht, den alten fortzuführen? Ich dränge niemanden aus seinem Amt", sagte Platini.

"Vielleicht zuviel Macht"

Auch DFB-Präsident Theo Zwanziger stellte sich am Samstag hinter Blatter: "Hinter vielem, was er tut, stehe ich vorbehaltlos", sagte Zwanziger. "Unter seiner Führung hat die FIFA die Weltmeisterschaft zu einem Turnier entwickelt, das auf jedem Kontinent gespielt wird, und nicht, wie bis 1994, nur im Wechsel zwischen Europa und Südamerika." Außerdem leiste der Weltverband "exzellente Entwicklungshilfe. Die Arbeit von Sepp Blatter ist wesentlich besser als sein Image."  Trotzdem will der Deutsche nach der Frauen-WM in Deutschland möglichst zügig die WM-Vergabepraktik überprüfen lassen. Dabei könnten auch staatliche Strafverfolgungsbehörden mitwirken.

Exekutiv-Mitglied Zwanziger will ebenso wie Platini für mehr Transparenz und Demokratie in der FIFA sorgen. "Vielleicht haben wir dem Präsidenten wirklich zu viel Macht gegeben. Wir müssen uns um diesen Punkt kümmern", sagte Platini. (sid/red)