Geschätzte 94.000 spanische Familien stehen vor der Enteignung ihrer Wohnungen, sodass sich Vizepremier Alfredo Pérez Rubalcaba fragt: "Wer hat mehr Verantwortung? Diejenigen, die einen Hypothekenkredit beantragen, oder jene, die ihn gewähren?"

Nun will Rubalcaba Kreditnehmer besser schützen und die einst mit ihrer Geldvergabepolitik legeren Geldinstitute an die Kandare nehmen. Bei Zwangsenteignungen sollen Delogierte mit mindestens 60 Prozent des Werts aussteigen. Zudem wird die Grenze für Gehaltspfändungen von 700 Euro auf 960 erhöht. Zuvor hatten Banken und Kassen die Preise bei Zwangsversteigerungen auf 50 Prozent gedrückt. Prompt warnte die Großbank BBVA, "den Hypothekenmarkt nicht durch Populismus zu gefährden", denn die Preise von Neubauten fallen weiter. Juniwerte markierten im Jahresvergleich sechs Prozent Rückgang und der "stock" - zwischen 1,1 Millionen und 700.000 Einheiten - verkauft sich zaghaft.

Zwar existieren nach dem Fusionsreigen noch 18 Kreditinstitute (2009: 45), doch im Vorfeld der Stresstestergebnisse versuchen Sparkassen ihr Kapital zu stärken. Ein Allheilmittel soll ihr Börsengang, umstrukturiert als Banken, sein. Den Auftakt markierte am Freitag Kataloniens LaCaixa, die mit der CaixaBank ihre Präsenz im Madrider Handel einläutete. Beflügelt durch massive Investitionen des mexikanischen Milliardärs Carlos Slim Helú und gepolstert durch die Investmentschiene Criteria Caixa Corp wird ihr Börsenwert auf 18 Milliarden Euro taxiert - mehr als das Doppelte der Caja-Madrid-Gruppe Bankia, deren Börsengang vier Mrd. Euro bringen soll. Bankia hatte knapp 4,6 Mrd. Euro an Staatshilfen erhalten und wird von Ex-IWF-Präsident Rodrigo Rato geführt. Während Bankia knapp ein Fünftel unter Wert zeichnen lässt, gibt die Gruppe Banca Cívica gar Rabatte von bis zu 60 Prozent. (Jan Marot aus Granada, DER STANDARD, Printausgabe, 4.7.2011)