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Belebt war Leoville nur kurz. Seit mehr als zwei Jahren ist das Einkaufsareal eine Geisterstadt, Millionen wurden verspekuliert.

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Das Konzept für den Neustart soll bis September stehen. Für Handelsflächen gibt es harten Gegenwind.

Wien – "Wir haben nur einen einzigen Schuss, und der muss passen." Christian Blazek gibt sich bei Leoville keinen Illusionen hin. Es dürfe kein zweites Scheitern mehr geben. Diese eine Chance, die man habe, werde man nutzen. Bis September gibt er sich Zeit. Dann stehe in allen Details das Konzept für den Neustart von Leoville.

Blazek ist der neue Eigentümer des früheren Einkaufsareals in Leobersdorf. Monatelang hat er mit den Volksbanken, die sich der von allen Händlern verlassenen Geisterstadt angenommen hatten, verhandelt. Im Juni erhielt er den Zuschlag, wie er dem Standard sagt.

Über den Kaufpreis hat er Stillschweigen vereinbart. Kolportiert wurden zuletzt rund zwölf Millionen Euro. Auch der Leobersdorfer Bürgermeister und Bauunternehmer Anton Bosch hatte sich für die Fläche interessiert, aber den Banken letztlich zu wenig geboten.

Künstler und Gärtner

Blazek hat bisher weniger in der Handelsbranche einen Namen als in jener der Künstler und Gärtner. Der 48-Jährige führt in Pottenstein in Niederösterreich mit 35 Mitarbeitern einen Betrieb für Garten- und Landschaftsbau. In Bratislava gibt es eine Tochterfirma. In Reichenau an der Rax kauften und sanierten seine Frau und er Schloss Wartholz: In der ehemaligen Sommerresidenz von Kaiser Karl und Kaiserin Zita etablierten die beiden Literaturwettbewerbe.

Die Historie von Leoville ist weniger glanzvoll. 2005 um mehr als 40 Mio. Euro auf die grüne Wiese zwischen Wiener Neustadt und Baden gestellt, erlitt es drei Jahre später Schiffbruch. Luxusmarken wie Gucci und Prada wollten die Betreiber, gerüstet mit internationalen Experten, ins Factory-Outlet-Center holen. Die knapp 60 Geschäft blieben verwaist, die Eigentümer gingen pleite. Seit nunmehr zwei Jahren harrt der großangelegte Komplex seiner Verwertung.

Das Gelände werde über den Sommer erst einmal gereinigt und technisch in Schuss gebracht, sagt Blazek, der seit April Chef der Colreal Gmbh ist, in die Leoville eingegliedert wurde. Wolfgang Hackl führte dort bisher die Geschäfte, bis Jahresende bleibe er mit dabei.

Harte Konkurrenz

Seine Pläne will Blazek erst im Herbst öffentlich machen. In der Vergangenheit hatte er sich bereit für eine weitere Nutzung als Handelsflächen gezeigt. Es brauche jedoch Alleinstellungsmerkmale, so viele Einkaufszentren schon seien ähnlich gelagert. Dabei gebe es jedoch auch andere Wege, um Center zu führen, meint er. "Wir wollen Regionalanbieter sein. Meine Frau und ich kommen viel herum, sehen, was im Ausland passiert. Wir haben Ideen, die wir umsetzen wollen." "Renommierte" Berater, die er sich holte, sollen helfen.

Für neue Einzelhandelsflächen ist der Markt dünn. Österreich hat mit rund 14,5 Millionen Quadratmetern schon jetzt eine der höchsten Handelsdichten in Europa. In den bestehenden Einkaufszentren stiegen die Quadratmeterumsätze seit 2006 laut Marktforschern um vier Prozent, was unter der Teuerungsrate lag. Direkte Rivalen zu Leoville sind die Shopping City Süd und das Factory-Outlet-Center Parndorf, beide zählen europaweit zu den größten ihrer Sparte.

Er werde ressourcenschonend vorgehen, sagt Blazek, "wir sind nicht auf das schnelle Geld aus". (Verena Kainrath, DER STANDARD, Printausgabe, 4.7.2011)