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Libysche Kinder demonstrieren vor dem UNO-Büro in Tripolis für Gaddafi.

Foto: REUTERS/Ismail Zitouny

Tripolis - Libyen hat der NATO erneut Luftangriffe auf Zivilisten vorgeworfen. Am Montag seien der Hafen von Zouara und "zivile" Kontrollpunkte an der Küstenstraße der Stadt 120 Kilometer westlich von Tripolis bombardiert worden, berichtete das libysche Staatsfernsehen. Dabei seien Menschen getötet und verletzt worden. Die staatliche Nachrichtenagentur JANA berichtete von Luftangriffen auf Kontrollpunkte in Bani Walid, rund 180 Kilometer südöstlich der Hauptstadt. Dabei habe es ebenfalls "mehrere Tote und Verletzte" gegeben. Das libysche Fernsehen warf der NATO einen "Vernichtungskrieg" und "Verbrechen gegen die Menschlichkeit" vor.

Die NATO hatte am Samstag angekündigt, den Druck auf die Regierungstruppen von Machthaber Muammar al-Gaddafi weiter zu verstärken, unter anderem in Stadtgebieten. In der Nacht auf Montag wurden nach Angaben des Militärbündnisses drei bewaffnete Fahrzeuge in der Gegend von Zouara angegriffen. Außerdem berichtete die NATO von Angriffen auf Ziele in Brega, Misrata und Gherien.

Die Rebellen haben den von der Afrikanischen Union (AU) vorgelegten Friedensplan zurückgewiesen. Als Grund nannte ein Sprecher der Aufständischen am Sonntag in Benghazi (Bengasi), dass der Plan Gaddafi erlaube, an der Macht zu bleiben. Die Staatschefs der Afrikanischen Union hatten sich nach zähem Ringen bei einem Treffen in Äquatorial-Guinea auf einen Friedensplan für Libyen geeinigt. Danach soll Gaddafi nicht an den Verhandlungen zur Lösung der Krise in seinem Land teilnehmen. In dem Plan wird aber nicht ausdrücklich ein Machtverzicht Gaddafis verlangt, was die Rebellen als notwendige Voraussetzung für Verhandlungen bezeichnen.

Gaddafis Sohn Saif al-Islam bezeichnete Verhandlungen zur Lösung der Krise in Libyen ohne seinen Vater unterdessen als "unmöglich". Der Konflikt in Libyen sei ein Konflikt zwischen "Libyern und Verrätern, Milizen, Terroristen", sagte der Gaddafi-Sohn in einem Interview mit der französischen Zeitung "Le Monde" vom Montag. Es sei "unmöglich", ohne seinen Vater eine Lösung zu finden. Der NATO-Einsatz sei "außergewöhnlich dumm" und "schlecht vorbereitet".

Gaddafis Sohn Mohammed warf dem Westen vor, Spezialeinheiten zur Tötung seines Vaters nach Tripolis geschickt zu haben. Das sagte der russische Präsident des Weltschachverbands FIDE, Kirsan Iljumschinow, nach einem Treffen mit dem Gaddafi-Sohn der Moskauer Nachrichtenagentur Interfax. Bei dem Treffen in Tripolis habe Mohammed Gaddafi, der Libyens Olympisches Komitee leitet, davon gesprochen, dass drei Gruppen von Elitesoldaten in Tripolis sein, um seinen Vater zu "beseitigen". Der Milliardär Iljumschinow, ehemaliger Präsident der russischen Teilrepublik Kalmückien (Kalmükien), hatte im Juni mit einer Schachpartie gegen Gaddafi für Schlagzeilen gesorgt. Die Kalmüken sind ein westmongolisches Volk, das sich zum lamaistischen Buddhismus bekennt und im 17. Jahrhundert über Sibirien an die Wolga zog. (APA)