90 Raststätten zählt Österreich, ihr Netz wird engmaschiger.

Foto: Rosenberger

Wien - Kris Rosenberger sieht sich Kirchen für den Ostersonntag bauen. Drei neue hat er in den vergangenen Wochen eröffnet, zeitgleich mit dem Anrollen der Reisewelle. Bei Gästen entstehe der Eindruck, man verdiene sich mit Raststätten entlang der Autobahn dumm und dämlich, sagt der Chef der gleichnamigen Restaurantkette. Dem sei aber nicht so, denn das Geschäft brumme nur ein paar Monate. Den Rest des Jahres müsse seine Branche mit einer riesigen Infrastruktur für wenige Besucher über die Runden kommen. Nicht zu reden von den Personalkosten bei täglichen Öffnungszeiten fast rund um die Uhr. 19 Standorte betreibt Rosenberger derzeit. Der Umsatz stagniert seiner Angabe zufolge netto auf 40 Millionen Euro.

Raststätten gelten als Konjunkturindikator, Wolfgang Rosenberger bezeichnet sie als den Nerv der Wirtschaft. Gut zehn Prozent Geschäft habe die Branche durch die Krise 2010 mit der sinkenden Zahl an Geschäftsreisenden, Truckern und Touristen verloren, ist der Eigentümer von Landzeit überzeugt. Und nach drei harten Jahren erhole sich der Markt heuer nur zögerlich, denn beim Essen werde auswärts eben weiterhin gespart.

Acht Jahre ist es her, dass Familie Rosenberger ihr Raststättenimperium nach dem Tod des Gründers und internen Richtungsdifferenzen teilte. Er habe es nicht bereut, sagt Kris Rosenberger. Klar sei ein großer Betrieb wirtschaftlich gesehen klüger. Aber er habe alle Wachstumschancen genutzt.

Was auch sein Cousin tat. Wolfgang Rosenberger führt derzeit 16 Raststätten, die 17. ist am Knoten Steinhäusl in Bau. Fast neun Millionen Euro koste ein neuer Standort. Mit Landzeit setze er mittlerweile knapp 50 Mio. Euro um.

Die Zeiten, in denen ausländische Ketten mit der Übernahme seines Betriebs spekulierten, sind vorbei. Das ganze habe sich umgedreht, sagt Kris Rosenberger: Heute werde er angerufen, ob nicht er Mitbewerber kaufen wolle.

Nummer drei am Markt sind die Italiener mit Autogrill. Ihre Bilanz 2009 weist Verluste und Umsatzrückgänge auf 18 Millionen Euro auf. Verluste verbuchte zeitgleich auch Mövenpick bei gut zehn Mio, Euro Umsatz. International gesehen, seien die Standards der ös- terreichischen Restaurants hoch, streuen Autofahrerclubs Rosen.

Gemessen werden die Raststätten freilich auch an ihrem Umgang mit menschlichen Nöten, die ein beträchtliches Geschäft sind: Kolportiert 77.000 Euro innerhalb von drei Monaten soll die WC-Gebühr einer Tankstelle in Zöbern hereingespült haben. Heftige Proteste machten dem ein Ende.

Heuer schaltete sich die Finanz in die Sache ein, nachdem sich illegale Reinigungsfirmen Körberlgelder mit mehr oder weniger freiwilligen Spenden an offiziell kostenlosen Toiletten entlang der Autobahn machten. Verträge der Asfinag mit ihren Pächtern sehen in der Regel einen freien Zugang vor.

Die Frage, ob für den Gang aufs Häusel entlang der Autobahn ein Obolus verlangt werden dürfe, sei eine philosophische, meint Wolfgang Rosenberger. Österreich könne damit Gastfreundschaft beweisen. Bei Landzeit wie Rosenberger bleibe die Toilette gratis.

Die Autofahrer zahlten ohnehin für Vignetten. Damit müssten saubere, kostenlose Anlagen drinnen sein, stellt Lydia Ninz, Generalsekretärin des ARBÖ, ihre Sicht klar. Es sei aber viel Geld im Spiel. Da die Betroffenheiten der Raststätten unterschiedliche seien, appelliert sie an internen Ausgleich - etwa in Form eines Klo-Fonds. (Verena Kainrath, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 5.7.2011)