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Schon jetzt Weltmeister bei digitaler Lesekompetenz, bald das erste Land mit völlig digitalisiertem Lernmaterial von der Grundschule bis zur Oberstufe: Schulklasse in Südkorea.

Foto: EPA

Südkorea ist das erste Land der Welt, das sich bis zum Jahr 2015 einer digitalen Transformation seiner Schulen verschrieben hat. Vergangene Woche beschloss das Unterrichtsministerium, dass Lehrbücher und Unterrichtsmaterialien aller Schulen, von der Grundschule bis zur Oberstufe, als digitale Unterrichtsmittel erstellt werden sollen.

Tablets statt Schultaschen

Alle Schülerinnen und Schüler werden bis dahin mit Tablets ausgestattet, schwere Schultaschen sollten damit eine Sache der Vergangenheit werden. Zwei Milliarden Dollar (1,4 Mrd. Euro) investiert die Regierung in den Wandel von analogen zu digitalen Lernmitteln, berichtet die englische Onlineausgabe der koreanischen Zeitung Chosunilbo. Die geplanten digitalen Schulbücher sollen eine Mischung aus traditionellen Texten, Multimedia-Beiträgen und interaktiven Lernteilen sein. In der Zeit bis 2015 soll eine Mischung aus gedruckten und digitalen Medien verwendet werden.

Online-Klassen

Bei der Entscheidung zur digitalen Transformation dürfte auch Koreas Industriepolitik eine wesentliche Rolle gespielt haben. Samsung ist dabei, sich als weltgrößter Handyhersteller zu etablieren, und seine Tablets waren die ersten Konkurrenzprodukte für Apples iPad.

Die Ausstattung der Schüler mit Tablets und digitalen Medien bedingt auch große Investitionen in schulische Cloud-Kapazitäten sowie drahtlose Wifi-Netze, um den nötigen Onlinezugang zu Datenbanken mit den Lehrmaterialien zu garantieren. Das Ministerium plant auch die Einführung von Onlineklassen die es Schülerinnen und Schülern ermöglichen würden, versäumten Unterricht nachzuholen.

Platz Eins beim digitalen Pisa-Test

Bei der Präsentation des digitalen Pisa-Tests vergangene Woche, belegte Südkorea, wie berichtet, den ersten Platz. Der Test evaluiert die Fähigkeit 15-Jähriger beim sinnerfassenden Onlinelesen, Österreich schnitt unter 16 teilnehmenden OECD-Staaten an 15. Stelle ab. Südkorea und Finnland waren auch Spitzenreiter beim analogen Pisa-Test.

Koreas Pionierrolle wird weltweit Beachtung finden: Erstmals wird es damit flächendeckend Erfahrungen geben, welche Anforderungen digitale Medien im Unterricht erfüllen müssen. Das Know-how in Österreich dazu ist bescheiden: Nur etwas mehr als ein Prozent der Schulklassen sind sogenannte Laptop-Klassen. (spu/DER STANDARD Printausgabe, 5. Juli 2011)