In dem Interview, das die damals 22-jährige Tristane Banon mit Dominique Strauss-Kahn führte, ging es ausgerechnet um die Frage, was der bisher größte Fehler des französischen Politikers gewesen sei.

Möglicherweise würde Strauss-Kahn heute, neun Jahre später, eine sehr präzise Antwort geben. Am besagten Nachmittag vor neun Jahren soll er "wie ein brünstiger Schimpanse" über die zarte Journalistin hergefallen sein, erzählte sie 2007 in einer Fernsehsendung mit Kollegen.

Sehr bildreich schilderte sie vor laufenden Kameras den Vorfall, wie der ehemalige Politiker zuerst ihre Hand, dann ihren Arm und schlussendlich auch den Rest ihres Körpers halten wollte. "Es endete sehr gewalttätig" , erzählte Banon. Allein, das französische Publikum wusste damals nicht, mit wem die junge Frau am Boden rangelte: Der Sender hatte sich kurzerhand dazu entschlossen, die Namensnennung mit einem Piepton zu überblenden.

Zu heiß war die Geschichte wohl auch ihrer Mutter Anne Mansouret, einer Parteikollegin und persönlichen Freundin der Familie Strauss-Kahns. Sie riet ihrer Tochter damals von einer Anzeige ab, was sie heute nach eigenen Worten bereut. Möglicherweise habe sie das traumatische Erlebnis ihrer Tochter unterschätzt. Heute sagt die Regionalpolitikerin über Strauss-Kahn, er habe ein echtes Problem und sei sexsüchtig.

Prominente Schützenhilfe bei der Vertuschung des mutmaßlichen Übergriffs soll der liebestolle Strauss-Kahn auch von anderer Seite erhalten haben. Der frühere Parteichef der französischen Sozialisten und derzeitige Favorit für die Präsidentschaftskandidatur, François Hollande, soll nach Aussagen Banons davon gewusst haben. Hollande habe sie nach dem Vorfall sogar angerufen und ihr gesagt, dass er sich Sorgen mache. Er bestreitet Detailwissen.

Banon, die an einer renommierten Journalistenschule in Paris studiert hat, machte gleichzeitig ihr Vordiplom in Jus, bevor sie, neben ihrer Schreibtätigkeit für Le Figaro und andere Medien, fürs Fernsehen tätig wurde.

Ihre Geschichte war schon 2006 in dem Buch Sexus politicus zu finden, das die sexuellen Eskapaden führender französischer Politiker beleuchtet. Das Werk von Christophe Dubois und Christophe Deloire war bis zur DSK-Affäre ein echter Ladenhüter. Jetzt reißen sich die Franzosen um pikante Details aus den Betten der politischen Elite. (Julia Herrnböck/DER STANDARD, Printausgabe, 6.7.2011)