Salzburg - Rund 700 Menschen in Salzburg sind wohnungslos. Zusätzliche geförderte Kleinwohnungen und eine längerfristige begleitende Betreuung würden die Wohnungslosigkeit reduzieren. Das zeigt eine qualitative Querschnittsstudie, die ergänzend zur jährlichen Wohnungslosenerhebung durchgeführt wurde.

Da viele Wohnungslose unter psychischen Problemen leiden, dürfe auch wenn eine Bleibe gefunden wurde, die Betreuung nicht abreißen, erläutert Studienautor Heinz Schoibl. Sonst beginne der Teufelskreis oft von vorne. Deshalb fordert Schoibl eine kontinuierliche längerfristige Betreuung für Wohnungslose. Mindestens 50 zusätzliche Mitarbeiter seien in Salzburg dazu nötig. Psychosoziale Aspekte wie Suchterkrankungen, oder psychische Störungen lassen viele Menschen erneut auf der Straße landen. Jeder dritte Wohnungslose in Salzburg hat psychische Probleme; jeder zweite ist suchtkrank. "Die Menschen brauchen Hilfe, um ihren Wohnraum dauerhaft zu behalten", erklärt Schoibl.

Schwer zu vermitteln

Gleichzeitig zeige das Beispiel Salzburg, dass wohnungslose Menschen schwer in adäquate und leistbare Wohnungen vermittelt werden können. "Wir brauchen jährlich mindestens 25 geförderte Kleinwohnungen", fordert Schoibl. Geförderte Wohnungen würden vermehrt an besser Verdienende vergeben. Die Kluft zwischen dem höchst zulässigen Wohnaufwand, der in der Mindestsicherung festgeschrieben ist, und den Mieten für geförderte Wohnungen werde immer größer. 380 Euro dürfe ein Alleinstehender, der Mindestsicherung beziehe, höchstens für das Wohnen ausgeben. Da es aber immer weniger kleine Wohnungen gebe, müssen viele Menschen ihren geförderten Wohnraum aufgeben.

Weitreichende Folgen

Dass immer weniger Menschen in leistbare Wohnungen untergebracht werden können, habe "weitreichende und nachhaltige Folgen", erläutert Schoibl. Die Menschen sind immer länger wohnungslos, teilweise über mehrere Jahre hinweg, wodurch sich auch der Bedarf an Noteinrichtungen erhöhe. Die Zahl der Wohnungslosen und die der Obdachlosen im Speziellen habe sich in den letzten Jahren auf einem hohem Niveau verfestigt. Der Mangel an personellen und räumlichen Ressourcen für die Wohnbetreuung verschlimmere die Situation noch zusätzlich.

"Wir vermissen eine politische Willenserklärung, die Wohnungslosigkeit abzuschaffen", fasst Heinz Schoibl vom Forum Wohnungslosenhilfe zusammen. Es herrsche großer Nachholbedarf in der Betreuungsstruktur. Man müsse "weg von einer institutionellen Einrichtung, hin zu einer individuellen Betreuung.", sagt Schoibl. Salzburg sei lange Zeit führend in der Wohnungslosenhilfe gewesen, seit Jahren herrsche aber Stillstand. (Stefanie Ruep/DER STANDARD-Printausgabe, 6.7.2011)