Eine Plagiatsdebatte sui generis läuft seit kurzem in Großbritannien: Nicht irgendein akademischer Dünnbrettbohrer hat sich dadurch, dass er in der Politik aufgeschlagen ist, dummerweise einen dritten Blick (die beiden davor hätten eigentlich die Begutachter tun sollen) in seine sonst gänzlich uninteressante Dissertation eingehandelt. Diesmal geht es um den wirklich angesagten Philosophen A. C. Grayling.

Nein, Gott bewahre, natürlich hat der Autor der "säkularen Bibel" The Good Book nicht seine Diss abgeschrieben. Grayling ist angetreten, mit einem eigenen privaten College "die Geisteswissenschaften zu retten". Als die neugegründete Institution jedoch ihr erstes Vorlesungsverzeichnis vorlegte, gab es ein Déjà-vu: War das nicht das gleiche Curriculum, die Zusammenstellung von Vorlesungen, die die University of London als Philosophie-Kurs anbietet? Nur anstatt um 9000 eben um 18.000 Pfund (19.900 Euro, so ändern sich die Zeiten) pro Jahr.

Seine Fans sehen Grayling nun als Märtyrer des Atheismus und verstehen die Aufregung nicht. Für sein Projekt hat er schließlich die besten Leute als Lehrer engagiert und nicht, pardon, den siebenten akademischen Zwerg von links. Die Leut' rennen ja auch nicht wegen der Traviata, sondern wegen der Netrebko in die Oper. Deshalb: Auf den neuen Wein in den alten Schläuchen kommt es an! Und wer weiß, wie viel der Kurs kosten würde, wär auch noch die Verpackung frisch. (guha /DER STANDARD, Printausgabe, 6.7.2011)