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Moody's stuft Portugal auf Ramschstatus ab.

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Grafik: APA

Paris - Die Ratingagentur Moody's hat die Kreditwürdigkeit Portugals am Dienstag erneut deutlich herabgestuft und eine weitere Absenkung angedroht. Die Herabstufung spiegle das Risiko wider, dass Portugal bald einen zweiten EU-Rettungsplan benötigen könnte, wie dies bereits bei Griechenland der Fall ist, und dass private Gläubiger sich daran beteiligen müssten, teilte Moody's mit. Auch bestehe das Risiko, dass das Land seine Sparzusagen nicht erfüllen könnte, die es im Gegenzug für Hilfen in Höhe von 78 Milliarden Euro von EU und Internationalem Währungsfonds (IWF) gemacht hatte.

Die Kreditwürdigkeit Portugals wurde um vier Stufen von Baa1 auf Ba2 gesenkt. Das bedeutet, dass Moody's prinzipiell davon ausgeht, dass Portugal seine Verbindlichkeiten bedienen kann; Investitionen werden aber als "spekulativ", also riskant, angesehen. Erste Reaktionen auf die Abstufung zeigten sich bereits an den Finanzmärkten: Die Risikoaufschläge portugiesischer Staatsanleihen stiegen am Mittwoch im frühen Handel deutlich an.

Hilfskredite

Das hoch verschuldete Portugal hatte im April Hilfskredite von EU und IWF beantragt und diese im Mai zugesagt bekommen. Portugal war damit nach Griechenland und Irland das dritte EU-Land, das unter den Euro-Rettungsschirm der Europäischen Union und des IWF schlüpfen musste. Zuvor hatte Moody's die Kreditwürdigkeit Portugals von A3 auf Baa1 herabgestuft, weil die Agentur davon ausging, dass das Land fremde Hilfe benötigen würde.

Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte am Dienstag die Macht der Ratingagenturen bei der Bewertung eines Landes infrage gestellt. Die Staaten dürften sich ihre eigene Urteilsfähigkeit nicht "wegnehmen lassen", sagte sie in Berlin. Merkel äußerte sich nach den Querschüssen der US-Ratingagentur Standard & Poor's gegen die europäischen Rettungspläne für Griechenland, die eine freiwillige Beteiligung privater Gläubiger vorsehen.

Sparkurs nicht berücksichtigt

Portugals Regierung erklärte, Moody's würde die jüngst eingeführte Sondersteuer und die politische Unterstützung für den Sparkurs nicht berücksichtigen. Die neue Mitte-Rechts-Regierung teilte zudem mit, die Herabstufung verdeutliche die Anfälligkeit der portugiesischen Wirtschaft in der Schuldenkrise. Zugleich versicherte sie, es werde alles getan, um die verschärften Sparanstrengungen zu bewältigen. Anders als die griechische Regierung wird die Koalition in Lissabon in ihrem Sparkurs von den kürzlich abgewählten Sozialdemokraten unterstützt.

Analyst Robert Tipp von Prudential sah die Herunterstufung als Beleg dafür, dass die Schuldenkrise - auch, wenn Griechenland ein zweites Paket erhält - nicht vor anderen Ländern haltmacht. Diese Situation werde auch im nächsten oder übernächsten Jahr andauern.

Für EU Herabstufung "extrem unglücklich"

Die EU-Kommission hat die Entscheidung der Ratingagentur als "extrem unglücklich" kritisiert. Ein Sprecher von Wirtschaftskommissar Olli Rehn sagte am Mittwoch in Brüssel, das Rating komme zu einem fraglichen Zeitpunkt. Die Umsetzung des portugiesischen Sparprogramms werde erst Ende August von EU-Kommission, Europäischer Zentralbank (EZB) und Internationalem Währungsfonds (IWF) bewertet.

Die portugiesische Regierung habe vergangene Woche sogar Zusagen gemacht, die über das Programm hinausgingen, betonte der Sprecher. Die Herabstufung des Landes sei eine "unglückliche Episode". "Es wirft einmal mehr die Frage über das Verhalten von Ratingagenturen und ihren Vorhersagen auf", sagte der Kommissionssprecher. (APA)