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Eine Langflügelfledermaus (Miniopterus schreibersii), die in Österreich bisher als ausgestorben gilt, wurde nun in der Steiermark von einem Forscherteam wiederentdeckt.

Foto: APA/OLIVER GEBHARDT

Graz - Eigentlich war man der Ansicht, dass die Langflügelfledermaus (Miniopterus schreibersii) seit langem nicht mehr in Österreich existiert. Nun hat ein Forscherteam diese Lehrmeinung Lügen gestraft: Die Wissenschafter haben nachgewiesen, dass sich zwei Populationen der Tierart zumindest zeitweise in einer Höhle im Bezirk Graz-Umgebung bzw. in einem alten Pfarrhof im Bezirk Radkersburg aufhalten. Die Entdeckung gilt als sensationell, so Guido Reiter von der Koordinationsstelle für Fledermausschutz und -forschung in Österreich (KFFÖ) - "passend zum Internationalen Jahr der Fledermaus".

Durch die langjährige Arbeit der lokalen Naturschützer und im Rahmen eines vom Land Steiermark und der EU finanzierten Artenschutzprojektes konnten die Fledermausschützer nicht nur die Art an zwei Fundorten regelmäßig nachweisen, in der Südoststeiermark gelang sogar ein Fortpflanzungsnachweis: "Hier haben wir Jungtiere festgestellt", so Reiter vom KFFÖ, das seinen Sitz im oberösterreichischen Leonding hat. 

Kleine Sensation

Vor allem die Entdeckung der Fortpflanzungsnachweise der Langflügelfledermaus sei für für Österreich "eine kleine Sensation darstellt". Zudem wurde durch Ringfunde festgestellt, dass die in der Steiermark aufgetretenen Flattermänner aus einer slowenischen Population stammen: "Konnten die Tiere im Herbst noch nördlich von Graz angetroffen werden, so waren sie im Winter 80 Kilometer südlich in Slowenien in einer riesigen Höhle gemeinsam mit rund 1.000 weiteren Tieren dieser Art im Winterschlaf zu finden", sagte Reiter. Die Distanz sei für die Tiere kein Problem: "Die Landflügelfledermaus hat eine Spannweite von 25 bis 30 Zentimeter, sie ist wendig und schnell. Die 80 Kilometer kann sie in zwei Nächten problemlos zurücklegen," so Reiter. Möglich sei die Beobachtung durch die gute Kooperation mit den slowenischen Kollegen, etwa dem Fledermausforscher Primoz Presetnik, gewesen.

Warum sich die Tiere nun wieder in die Steiermark begeben haben, ist für die Forscher noch nicht geklärt: "Möglicherweise macht der Klimawandel ein Überleben weiter nördlich wieder einfacher", so Reiter. Die größten Populationen des Flattermannes sind im Mittelmeerraum zu finden, die Steiermark und das Burgenland seien die nördlichste Verbreitungsräume größerer Gruppen gewesen, einzelne habe es in Deutschland gegeben. Einzelne Tiere habe man in den vergangenen Jahren in der Steiermark und im Burgenland registriert, aber wenn keine große Gruppen und keine Vermehrung möglich seien, gelte die Art als ausgestorben.

Problematischer Pestizid-Einsatz

Vor Jahrzehnten habe es in der Steiermark noch einige größere Gruppen bis zu 500 Tieren geben, im Burgenland habe im Steinbruch von St. Margarethen eine Population von bis zu 2.000 Fledermäusen existiert. Der Pestizid-Einsatz habe über die Jahre mehreren Gruppen und Arten schwer zugesetzt. "Einige Arten sind weiterhin akut vom Aussterben bedroht, so auch weiterhin die Langflügelfledermaus. Es gilt nun dieser Art das Überleben in der Steiermark und in Österreich zu sichern," sagte Reiter. (red/APA)