FPÖ-Abgeordnete Unterreiner sieht Österreichs Volkskultur im öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu kurz kommen.

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Die FPÖ forderte in einem Gesetzesantrag am Mittwoch mehr Sendezeit im ORF für heimische Musiker, ganz speziell für Volksmusik und volkstümliche Musik. derStandard.at fragte FPÖ-Kultursprecherin Heidemarie Unterreiner nach den Gründen.

derStandard.at: Sie verlangen einen "angemessenen" Anteil der ORF-Sendezeit für Volksmusik. Warum ist Ihnen Volksmusik so wichtig?

Unterreiner: Die Volksmusik ist mir so wichtig, weil die Musik aus dem Volk kommt. Sie ist genau das, was seit vielen Jahrhunderten im Volk gewachsen ist. Sie ist verwachsen mit dem Volk und auch die Quelle für viele klassische Musikstücke. Es besteht diese Vermischung aus Klassik, volkstümlicher und Volksmusik.

derStandard.at: In Ihrem Entschließungsantrag fordern Sie mehr Volksmusik, aber keine Quote. Warum nicht?

Unterreiner: Nein, keine Quote. Wir finden nur, dass man das verstärken und mehr Volksmusik bringen könnte.

derStandard.at: Wäre ein Beschluss – der an den anderen Parteien ohnehin scheiterte – ohne Quote nicht zahnlos gewesen?

Unterreiner: Ich finde nicht, dass das zahnlos ist. Man kann sich schließlich darüber freuen, falls einmal vermehrt Volksmusik gesendet wird. Das ist ja schon sehr viel wert. Im Vergleich zur Schweiz oder auch zu Bayern ist die Volksmusik in die Abendstunden verbannt und läuft nur ein paar Stunden in der Woche. Dort gibt es hingegen Sender, die den ganzen Tag Volksmusik spielen. Aber nicht nur seichte Schlager wie bei uns in den Zweier-Programmen ("Radio Niederösterreich", "Radio Steiermark" etc., Anm.), sondern wirklich die urtümliche, vitale, in die Zukunft sehende Volksmusik.

derStandard.at: Aber die Bundesland-Radios des ORF senden sehr wohl Volksmusik, und ORF-Sendungen wie "Mei liabste Weis" und "Musikantenstadl" haben doch sehr prominente Sendeplätze.

Unterreiner: Das sind schon prominente Sendeplätze, aber da ist noch Platz für mehr. Es gibt Menschen, die das brauchen. Das ist einfach das, was sie bewegt, was sie denken und wie sie fühlen. Das ist einfach das, was aus dem Volk herauskommt.

derStandard.at: Haben Sie selbst ein Lieblinglied?

Unterreiner: Ja, ich singe selber sehr viel: zum Beispiel "Heast as net, wia die Zeit vergeht", das ist ein zeitgenössisches Volkslied, oder "I Am From Austria" vom Rainhard Fendrich. Aber ich liebe auch die alten, tradierten Volkslieder. Ich sitze gerne unter den Linden und singe mit meinen Freunden, meinen Kindern, mit der Familie. Ich schätze das sehr.

derStandard.at: "Unter den Linden", ist das ein Zitat aus einem Lied?

Unterreiner: (singt) "Kein schöner Land in dieser Zeit, als hier das unsre weit und breit / wo wir uns finden wohl unter Linden zur Abendzeit ..." Das ist ein Volkslied, das kennen Sie sicher. Da sitzt man zusammen, und da entsteht ein Gemeinschaftsgefühl.

derStandard.at: Beim vergangenen FPÖ-Parteitag in Graz traten auch Schuhplattler in der Krachledernen auf ...

Unterreiner: ... das ist lustig, das ist vital. Die Männer mögen das. Ich finde das dumm, das alles abzutun.

derStandard.at: Ist es der FPÖ unter Heinz-Christian Strache wieder wichtiger als seinerzeit unter Jörg Haider, die Volkskultur zu betonen?

Unterreiner: Der Wunsch kommt aus dem Volk, und wir greifen ihn auf. Wir sehen, dass auch die Jugend dieses Liedgut schätzt. Man sollte das nicht als irgendetwas Vergangenes abtun. Die ganzen Volkstanzgruppen sind voll, die Menschen finden sich in Chören zusammen. Das, was die Menschen so berührt, wollen wir aufgreifen. Wir wollen diese Liebe zur eigenen Volksmusik einfach achten und sie vermehrt in unseren Medien transportiert wissen. (Lukas Kapeller, derStandard.at, 6.7.2011)