Tel Aviv/Athen - Reisende nach Israel müssen sich in den kommenden Tagen auf schärfere Kontrollen und längere Wartezeiten bei der Einreise auf dem internationalen Flughafen Ben Gurion einstellen. Der Grund: Israel will mit einem Großeinsatz von Sicherheitskräften verhindern, dass mehrere hundert pro-palästinensische Aktivisten ins Land kommen.

Das israelische Innenministerium drohte am Mittwoch den Aktivisten - darunter auch Deutsche, Österreicher und Schweizer - mit einer Massenabschiebung. In israelischen Medien ist inzwischen schon von der "Flightille" die Rede und nicht mehr von der Flottille.

Die pro-palästinensische Aktivisten gehören allerdings nicht zu der internationalen Flottille mit Hilfsgütern für den Gazastreifen. In griechischen Häfen liegen insgesamt zehn Schiffe vor Anker. Sie werden von den Behörden daran gehindert, in Richtung Gazastreifen in See zu stechen.

"Willkommen in Palästina"

Mehr als 600 Frauen, Männer und Kinder wollen laut Organisatoren im Zuge der "Flightille" am Freitag in Israel einreisen und danach in das Westjordanland fahren. Ziel des einwöchigen Besuchs unter dem Motto "Willkommen in Palästina" sei es, Solidarität mit den Palästinensern gegen die israelische Besatzung zu demonstrieren.

Die Teilnehmer wollten das Leben mit palästinensischen Familien teilen, Flüchtlingslager besuchen und Olivenbäume pflanzen. Israel wisse genau, dass die Aktivisten kein Chaos am Flughafen anrichten wollten, heißt es in einer Erklärung des "Palestine Justice Network". "Wir haben auch nichts Gefährliches dabei."

Innenminister beschimpft AKtivisten

Zuvor hatte der israelische Innenminister Yitzhak Aharonovich die Aktivisten als Hooligans und Radikale bezeichnet. Diese wollten mit Provokationen und illegalen Demonstrationen Ruhe und Ordnung stören. Der Innenminister kündigte an, den Aktivisten die Einreise zu verweigern. Sie würden in ihre Herkunftsländer zurückgeschickt.

Ministerpräsident Benjamin Netanyahu habe die Polizei und das Innenministerium angewiesen, die Störung der öffentlichen Ordnung auf dem internationalen Flughafen Ben Gurion sowie alle Provokationen zu verhindern, teilte ein Sprecher Netanyahus in Jerusalem mit.

Mehrere hundert israelische Sicherheitskräfte würden vom Donnerstagabend an bis Samstag rund um den Flughafen Ben Gurion stationiert, sagte Polizeisprecher Mickey Rosenfeld. Aufgabe sei es, "jede Provokation von Gestörten und Extremisten zu unterbinden". Die Polizei wolle ruhig und sensibel agieren.

Israelische Sicherheitskräfte wollten die Aktivisten spätestens an der Passkontrolle am Flughafen Ben Gurion abfangen, berichtete die Tageszeitung "Haaretz". Passagierlisten der Flugzeuge würden deshalb mit den Namen von Aktivisten auf Listen des israelischen Geheimdienstes abgeglichen.

Unterdessen haben 21 pro-palästinensische Aktivisten aus Spanien, die mit Schiffen der internationalen Flottille in Griechenland vor Anker liegen, am Mittwoch die Besetzung der Botschaft ihres Landes in Athen fortgesetzt. Die Aktion richtet sich gegen das Auslaufverbot der Gaza-Flottille. Die am Dienstag begonnene Protestaktion verlief bislang friedlich.

Ende Mai 2010 hatte eine Gaza-Hilfsflotte versucht, die israelische Seeblockade vor dem Gazastreifen zu durchbrechen. Ein israelisches Kommando tötete bei der gewaltsamen Übernahme des türkischen Passagierschiffes "Mavi Marmara" neun türkische Aktivisten. (APA)