Der Galgen kann warten, Gefängnisinsassin Matsu muss noch Ungerechtigkeiten rächen: "Sasori - Scorpion", 23.40, Arte.

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Uma "Die Braut" Thurman in Tarantinos "Kill Bill".

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Wien - Gefoltert, vergewaltigt, betrogen, geschlagen, gedemütigt - es hat sich einiges angesammelt bei Häftling Nr. 701, genannt "Skorpion": viel Schmerz, der rausmuss. Mit stechendem Blick, tödlichem Zorn und blitzender Klinge tritt die Gefängnisinsassin Matsu den Rachefeldzug an. Die Männer werden winseln.

Gleich viermal schickte der japanische Regisseur Shunya Ito seine Hauptdarstellerin Meiko Kaji 1972 und 1973 los, um den blutigen Job zu erledigen. Die "Sasori"-Filme mit Kaji zeigt Arte donnerstags (23.40), rechtzeitig für schwüle Nächte, in der Zuschauer in Urlaubslaune Lust auf abseitige Unterhaltung haben.

Politisch unkorrekt

Versehen mit einer ordentlichen Portion Political Incorrectness sind die "Sasori"-Filme nichts für kleine Mädchen. Den Auftrag, einen Soft Porno nach der Manga-Vorlage von Toru Shinohara abzudrehen, erledigte Ito in strikter Gefolgschaft zur japanischen Pink-Eiga-Tradition. Das Frauengefängnis eignete sich als Sammelbecken für comichafte Sexfantasien. Matsus letzte Weisheit scheint ebenfalls eher machtbetonter Männerlogik zu entspringen als dem Wunsch nach Gleichberechtigung: "Frauen sind selbst schuld, wenn sie betrogen werden." Abgesehen davon stellte Ito mit rassigen Kamera-, Schnitt- und Lichtspielen die künstlerische Note der "Sexploitation"-Filme unter Beweis.

Sasori zeigt darüber hinaus, wie hemmungslos Quentin Tarantino rund 30 Jahre später für "Kill Bill" klaute und wie genial er die Stücke in sein inspirierendes Setting einbaute. Uma Thurman säbelte freilich mit ungleich größerem Geschick ihren Peinigen die Köpfe ab als ihre mitunter recht amateurhafte Vorgängerin. (Doris Priesching/DER STANDARD; Printausgabe, 7.7.2011)