Genf - Die im vergangenen Jahr in der Demokratischen Republik Kongo begangenen Massenvergewaltigungen könnten nach Einschätzung der UNO Verbrechen gegen die Menschlichkeit darstellen. Die Übergriffe seien im Voraus geplant und in systematischer und gezielter Weise begangen worden, weshalb sie als Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen gewertet werden könnten, heißt es in einem am Mittwoch von UNO-Ermittlern veröffentlichten Bericht.

Die Vergewaltigungen wurden zwischen Ende Juli und Anfang August in 13 Dörfern im Walikale-Gebiet in der Provinz Nord-Kivu begangen. Zu den Opfern zählen insgesamt 387 Menschen, darunter rund 300 Frauen sowie zahlreiche Männer und Kinder. Daneben wurden mehr als 900 Häuser und rund 40 Geschäfte geplündert, mehr als hundert Zivilisten wurden zudem verschleppt und zur Arbeit gezwungen. Die UNO macht eine Gruppe von 200 Männern für die Taten verantwortlich, die aus Mitgliedern ruandischer Hutu-Rebellen der Demokratischen Kräfte zur Befreiung Ruandas (FDLR), Mai-Mai-Milizen sowie Anhängern des desertierten Armeeoberst Emmanuel Nsengiyumva bestehen soll.

Internationales Recht verletzt

Die Angreifer hätten Vergewaltigung als Kriegswaffe eingesetzt und damit internationales Recht zum Schutz von Zivilisten verletzt, erklärten die Ermittler in dem Bericht. Lediglich ein Mitglied der Mai-Mai-Milizen sei im Zusammenhang mit den Vorfällen festgenommen worden. Die Regierung müsse die Täter zur Rechenschaft ziehen und sicherstellen, dass Opfer und Zeugen geschützt werden, sagte UNO-Menschenrechtskommissarin Navi Pillay. Ermittlungen waren zuvor aus Angst um die Sicherheit der Opfer und Vergeltungsaktionen eingestellt worden.

Massenvergewaltigungen sind ein immer wiederkehrendes Problem im Kongo. Zu den Tätern zählen allerdings nicht nur Rebellen, sondern auch Mitglieder der Regierungstruppen. Erst im Juni hatten 248 Frauen berichtet, von Soldaten in der Provinz Süd-Kivu vergewaltigt worden zu sein. Das US-Außenministerium erklärte am Mittwoch, mit den Behörden in Demokratischen Republik Kongo, örtlichen und internationalen Nichtregierungsorganisationen zusammenzuarbeiten, um die nötigen Informationen zu sammeln, damit die Täter verurteilt werden könnten. Die kongolesische Regierung müsse umfangreiche Ermittlungen einleiten und die Verantwortlichen strafrechtlich verfolgen. (APA)