Bild nicht mehr verfügbar.

Red Bull muss sich neu bewähren.

Foto: APA/EPA/Suki

Silverstone  - Das Auto ist ein Gesamtkunstwerk. Daher ist nicht davon auszugehen, dass das aktuelle Formel-1-Topteam Red Bull durch nur eine neue Regelauslegung seinen gesamten Vorsprung verliert. Der RB7 ist aber mehr als alle anderen Boliden um den Auspuff und die dortigen Strömungsverhältnisse konzipiert. Daher könnte das Zwischengas-Verbot, das der Weltverband FIA ab dem Grand Prix am Wochenende in Silverstone exekutiert, die Bullen laut Technikchef Adrian Newey "ziemlich hart" treffen.

"Wir werden ziemlich stark betroffen sein, weil unser Auto rund um den Auspuff gebaut worden ist. Es war von Beginn an Teil des Designs", erklärte Newey, der bereits 50 Prozent seiner Zeit in den Red-Bull-Boliden für 2012 investiert. Daneben musste das Superhirn auf die Neuauslegung des Regulativs reagieren. Abgase auch in Bremsphasen und im Schleppbetrieb zu erzeugen, um einen konstanteren Luftstrom am Unterboden des Autos an den Diffusor und damit mehr Abtrieb zu erreichen, ist ab sofort verboten.

Newey hatte dieses System perfektioniert. "Mit Ausnahme von Renault und uns hat jeder das System eines anderen kopiert, hauptsächlich unseres", meinte der Stardesigner. "Sie haben es an ihr Auto angepasst, bei uns war es von Anfang an ein Teil. Es könnte also sein, dass wir stärker betroffen sind. Aber das ist sehr schwer vorauszusagen." Vor allem Ferrari macht sich Hoffnungen, von der Klarstellung des Reglements zu profitieren. "Sie haben ihren Auspuff bisher nicht hinbekommen", erinnerte Newey.

Irritation ob des Zeitpunkts

Über den Zeitpunkt des Eingriffs in die Handhabung gab sich der 52-jährige Brite irritiert. "Ich bin ein wenig perplex, weil es bis zu diesem Rennen immer als legal gegolten hat", betonte Newey. In Artikel 3.15 des technischen FIA-Regulativs sind bewegliche aerodynamische Elemente untersagt, argumentierte deren Renndirektor Charlie Whiting. Der Motor gilt in diesem Zusammenhang als bewegliches Element, da die künstlich erzeugten Abgase der Aerodynamik dienen.

Ob sich das Umdenken der FIA explizit gegen die Übermacht der Bullen richtet - deren Motorsportchef Helmut Marko hatte gar von einem "Lex Red Bull" gesprochen - wollte Newey nicht beantworten. "Es ist leicht, in machiavellistische Verschwörungstheorien zu verfallen", erklärte der Designguru der Nachrichtenagentur Reuters. "Ob sie wahr sind oder nicht, das kann ich nicht kommentieren."

Stattdessen hat sich das Superhirn in den vergangenen Wochen nach anderen Lösungen umgeschaut. "Wir müssen das Auto anhand neuer Parameter neu optimieren. Das ist uns hoffentlich gelungen", sagte Newey, der in Milton Keynes neue Teile entwickeln ließ. Es könnte durch ein verändertes Fahrverhalten aber auch die Lebensdauer der ohnehin sehr schnell abbauenden Pirelli-Reifen beeinflusst werden. "Das wäre eine große Änderung", erinnerte Newey.

In Silverstone dürfte sich der Effekt noch in Grenzen halten. Die Strecke spielt den Stärken des bisher überlegenen RB7 zu sehr in die Karten, als dass sich die Hackordnung ändern könnte. Zudem hat der Traditionskurs den geringsten Bremsanteil im Kalender. "Auf anderen Strecken werden die Auswirkungen des Verbots größer sein", meinte Newey. Mehr könnte man also vielleicht erst Ende Juli nach den Rennen auf dem Nürburgring und in Budapest wissen. (APA)