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Hoher Besuch: Ex-US-Präsident George W. Bush in einer haitianischen Textilfabrik
550 haitianische Gourdes am Tag (knapp zehn Euro) braucht laut einer Studie aus dem Jahr 2008 eine dreiköpfige Familie in Haiti zum Überleben. Die Textilindustrie, die hauptsächlich den US-Markt beliefert, zahlte bis vor kurzem neun Gourdes pro Stunde.
Im Juni 2009 beschloss das haitianische Parlament die Einführung eines Mindestlohnes in Höhe von 200 Gourdes pro Tag. Die Maßnahme löste bei der Unternehmerschaft empörte Reaktionen aus: unter diesen Bedingungen sei man nicht konkurrenzfähig, Betriebe müssten geschlossen werden, Arbeitsplätze seien gefährdet.
Von der Enthüllungsplattform Wikileaks veröffentlichte Dokumente belegen nun, dass sich auch die US-Botschaft in Port Au Prince bemühte, das Gesetz zu verhindern: "Ein sichtbarerer und aktiverer Einsatz (des damaligen Präsidenten, Anm.) Prévals wird entscheidend sein, um die Angelegenheit der Mindestlöhne zu lösen" schrieb Botschafterin Janet Sanderson am 10. Juni 2009 nach Washington.
Ihr Kollege Thomas C. Tighe warnt in einer Depesche vom 17. Juni 2009 davor, dass die Erhöhung des Mindestlohnes die Überlebensfähigkeit der Branche gefährde und warnte vor drohenden Fabrikschließungen.
Präsident Préval überzeugte schließlich das Parlament, das Gesetz kurzfristig abzuändern: eine Sonderregelung für die Textilindustrie gestand dieser Branche zu, lediglich 120 Gourdes pro Arbeitstag zu bezahlen. (bed)