Den Haag - Für brutale Morde an unzähligen Menschen des Tutsi-Volkes ist am Donnerstag ein Mann aus Ruanda in den Niederlanden zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Neben den Bluttaten war dem 43-jährigen Joseph Mpambara auch zur Last gelegt worden, 1994 während der Massaker in seiner ostafrikanischen Heimat einen deutschen Arzt und dessen ruandesische Frau gefangen gehalten und mit dem Tod bedroht zu haben. Das Paar trat als Nebenkläger auf.

Berufungsstaatsanwalt Charles Wiegand begrüßte, dass die Richter ein früheres Urteil verschärften. In erster Instanz war der in die Niederlande geflüchtete Kriegsverbrecher zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Mpambara hatte sich nach Überzeugung des Berufungsgerichts bereitwillig daran beteiligt, Hunderte von Tutsi "abzuschlachten", die sich im April 1994 in eine Kirche geflüchtet hatten. Die Menschen seien mit Knüppeln, Buschmessern und Schusswaffen umgebracht worden.

"Besonders skrupelloses Auftreten"

Liesbeth Zegveld, die Anwältin des deutschen Arztes und seiner Frau, begrüßte das Urteil im Namen ihrer Mandanten. Dabei sei auch "das besonders skrupellose Auftreten" des Angeklagten gegenüber seinen Opfern berücksichtigt worden. Dem Völkermord in Ruanda waren innerhalb weniger Wochen etwa 800.000 Menschen zum Opfer gefallen - vor allem Tutsi, aber auch viele Angehörige des Hutu-Volkes, die sich nicht an den Mordaktionen beteiligen wollten.

Der Völkermord in Ruanda wurde verübt, nachdem am 6. April 1994 eine Maschine abstürzte, in der sich der damalige ruandesische Präsident Juvenal Habyarimana, ein Angehöriger der Hutu-Volksgruppe, befand. Das Flugzeug war mit einer Rakete beschossen worden. Radikale Hutu-Anhänger töteten daraufhin binnen drei Monaten Hunderttausende Angehörige der Volksgruppe der Tutsis sowie auch gemäßigte Hutus. Die damalige Regierung ging nicht gegen die Massentötungen vor. Die Massaker endeten, als Tutsi-Rebellen aus der Ruandesischen Patriotischen Front die Macht übernahmen. (APA)