Sarajevo - Die Polizei im größeren bosnischen Landesteil, der Bosniakisch-Kroatischen Föderation, hat am Donnerstag Strafanzeigen gegen 13 ehemalige jugoslawische Offiziere und Soldaten erstattet. Ihnen wird angelastet, während dem Balkan-Krieg von der Kaserne "Marschall Tito" im Stadtzentrum von Sarajevo aus einzelne Stadtviertel beschossen zu haben, wobei mehrere Zivilisten getötet und verletzt wurden.

Laut den Strafanzeigen hatten sich zehn Offiziere aufgrund ihrer Kommandoverantwortung mitschuldig gemacht, da sie es unterlassen hätten, notwendige Maßnahmen zu ergreifen, um den Angriff zu verhindern. Die Strafanzeigen betreffen auch drei Unteroffiziere, die in der Kaserne untergebracht waren und sich an den Kriegsverbrechen gegen Zivilisten beteiligt hätten.

 

Die jugoslawischen Streitkräfte zogen Anfang Mai 1992 aus Sarajevo ab, wobei es zu Kämpfen mit der lokalen bosnischen Territorialverteidigung kam. Wegen der menschlichen Opfer beim Abzug hatten die serbischen Justizbehörden Haftbefehle für 17 bosnische Staatsbürger ausgestellt, darunter auch mehrere frühere Spitzenpolitiker. Auf Basis eines solchen Haftbefehls wurde im März in Wien auch der pensionierten bosnische General Jovan Divjak festgenommen.

Die Strafanzeige der bosniakisch-kroatischen Polizei kommt nur einen Tag nach dem Besuch des serbischen Präsidenten Boris Tadic in Sarajevo. Er hatte sich am Mittwoch dafür eingesetzt, alle Kriegsverbrechenverantwortlichen vor Gericht zu bringen. (APA)