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Ein Arbeiter in Durban, Südafrika, leert Stangen gefälschter Zigaretten in einen Schredder. Die WHO will nun auch verstärkt gegen die reguläre Tabakindustrie vorgehen.

Foto: Reuters

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat von ihren 193 Mitgliedsländern mehr Einsatz im Kampf gegen die Tabakindustrie gefordert. Nur 19 Staaten zeigten schockierende Bilder von Raucherkrankheiten auf Zigarettenpackungen, teilte die WHO am Donnerstag in Genf mit.

"Wir können uns nicht damit zufriedengeben, dass die Mehrheit der Staaten nichts oder nicht genug tun", betonte der beigeordnete WHO-Generaldirektor, Ala Alwan. Die Fotos von Mund-, Rachen oder Lungenkrebs hätten erwiesenermaßen eine abschreckende Wirkung auf Raucher, erklärte die UN-Organisation weiter. Weiter hieß es, dass 23 Staaten innerhalb der vergangenen zwei Jahre mindestens eine Medienkampagne gegen den Tabakkonsum gestartet hätten.

Kundenfang in armen Staaten

Die WHO lobte ausdrücklich den australischen Plan, Zigarettenschachteln weitgehend nur noch ohne Markenhinweise zu verkaufen. Die Initiative werde sicherstellen, dass auf dem fünften Kontinent weniger Menschen in die "Falle von Krankheit und vorzeitigem Tod" fielen.

Die Tabakindustrie versucht laut WHO vor allem in Entwicklungsländern neue Kunden zu gewinnen. Rund 800 Millionen der rund eine Milliarde Raucher lebt demnach in armen Ländern. Die Regierungen dieser Staaten hätten oft nicht die finanziellen Mittel, um effektiv vor dem Genuss von Tabakwaren zu warnen.

173 teilnehmende Staaten

In der Anti-Tabak-Konvention von 2005 verpflichten sich die Vertragsstaaten, den Kampf gegen das Laster Rauchen zu intensivieren. So müssen die Staaten die Abgaben auf Tabakwaren erhöhen, raucherfreie Zonen einrichten und sie sollen die Werbung der Zigarettenindustrie verbieten.

Bislang sind dem Pakt 173 Staaten, darunter Luxemburg, und die EU beigetreten. Die WHO schätzt, dass dieses Jahr rund sechs Millionen Menschen an den Folgen des Tabakkonsums sterben. Krebs, Herzinfarkt und Schlaganfall seien dabei die häufigsten Todesursachen. (Jan Dirk Herbermann aus Genf, DER STANDARD, Printausgabe, 8.7.2011)