Das Leben hält er nur über den Umweg des Theaters aus, sein Leben sind onanistische Übungen eines Theaterers: Otto Schenk.

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Als Junger hat Schauspieler und Regisseur Otto Schenk die Matthäus-Passion mitgejazzt. Heute kocht er, um das Theater in seinem Kopf abzustellen. Wie seine Familie die NS-Zeit überstand, und warum er für Königin Silvia Schmalzbrot gemacht hat, erfragte Renate Graber.

STANDARD: Oh, vom Wohnzimmer aus sieht man den Stephansdom. Warum haben Sie nur in Wohnungen gelebt, wo man ihn sieht?

Schenk: Weil ich ihn gern hab'.

STANDARD: Als Kind haben Sie gedacht, Sie hätten ihn gebaut.

Schenk: Ganz geglaubt hab ich'‘s nicht. Wir hatten damals diese Baukästen, und ich hab so ein Gerücht verbreitet, ich hätte den Dom aus Bausteinen gebaut. Später, als ich in der Josefstadt gespielt hab, hab ich in einer Dachwohnung über dem Figlmüller-Durchgang gewohnt, da ist mir der Dom fast ins Zimmer gefallen, da hab ich fast Angst gehabt vor ihm: Weil er in solch protzender Pracht vor mir stand und ganz nah. Jetzt seh ich ihn auch ganz – aber aus dezenter Entfernung.

STANDARD: Als Kind haben Sie auf der Seilerstätte gewohnt, Wohnung mit Domblick, da gingen Sie so gern ins Ronacher zu den Clowns.

Schenk: Ja, den Charlie Rivel hab ich geliebt. Er war das Wesen, das er dargestellt hat: dieses seltsame Ungeschickte, das typisch Kindische. Dem war ich sehr verwandt, ich war immer mit der Kindheit verwoben. Auch heute kann ich kaum an einem Kind vorbei gehen, ohne es zu begrüßen.

STANDARD: Gläubig sind Sie trotz Domblick-Anspruch aber nicht, oder hat sich das im Alter geändert?

Schenk: Ja: Ich bin noch weniger gläubig geworden. Ewiges Leben? Das fehlert mir noch. Im Alter ist man dem Diesseits noch stärker verhaftet, will ihm noch geliebtere Farben abschauen, verkrallt sich ein bisschen in die Welt. Man will festhalten, wiederholen, sehnt sich nach dem, was man einmal gekonnt hat, freut sich über Sachen, die man plötzlich besser kann, weil der Darstellungswille nicht mehr so da ist, sich vieles einfach ergibt – auf der Bühne jedenfalls. Das Echte liegt einem näher, die Wirkung wird weniger wichtig. Dass das Echte wirkt, ist die Wirkung, die man anstrebt. Ich sehe oft Vorstellungen, in denen das nicht so passt – aber ich bin auch ein schlechtes Publikum. Selbst im Kabarett lache ich nicht. Weil ich das, was ich belachen möchte, zuerst bewundere, und danach bleibt keine Zeit mehr fürs Lachen.

STANDARD: Sie wollten sowieso immer lieber "echteln" als Schauspielen.

Schenk: Der größte Feind des Theaters ist das Theater: Stellt es auf äußerliche Wirkung ab, verliert es die Glaubhaftigkeit. Wobei, es gibt kein Rezept für gutes Theater. Es ist alles erlaubt, wenn es gut ist – selbst das unrichtige Theater, wenn es uns zur Begeisterung verführt.

STANDARD: Sie sagen, in Ihnen fließe Theaterblut. Der Schenk: Ihre Lebensrolle?

Schenk: Ich kann nicht anders denken als in theatralischen Formen. Ich kann mir nichts merken, was ich nicht als Material für meine Theaterseele speichern will. Wenn ich etwas tue, mir etwas passiert, versuche ich, es noch einmal so zu machen, schaue, ob mir das gelingt. Das sind die onanistischen Übungen eines Theaterers. Ich hab schon als Kind ununterbrochen geblödelt, war so ein Herzeige-Trottel. Musste immer Tante Emma nachmachen ...

STANDARD: Die gute Köchin, die als Gast – gefragt, was Sie vom Buffet will – sagte: "Praktisch gar nichts"?

Schenk: Nein, das war die Cousine Ella. Ich habe jedenfalls auch früh Hans Moser nachgemacht, aber irgendwann habe ich das Imitatorische dann abgelehnt, ab da wollte ich lieber wer anderer sein.

STANDARD: Und dann wurden Sie Schenk?

Schenk: Ja, das erste Mal so richtig im Theater am Parkring, wir spielten "Ein Strich geht durchs Zimmer" von Valentin Katajew, ein sehr komisches, antikommunistisches Russenstück. Das durften wir im besetzten ersten Bezirk nur spielen, wenn nicht gerade die Russen Oberhoheit hatten. Da habe ich auf der Bühne erstmals so geredet, wie ich rede. Wir haben damals überhaupt nicht an das Stück geglaubt, aber es wurde gestürmt. Ich trat in ein fast leeres Zimmer auf, es stand nur ein Sessel drin, und sagte ganz ruhig: "Ja. Wenig Möbel halt." Aufbrüllen im Publikum. Das war mein Durchbruch.

STANDARD: Ihr größtes Anliegen ist, ernst genommen zu werden, nicht als Komödiant zu gelten. Warum?

Schenk: Ich will glaubhaft sein, man soll mir alles glauben, den Blödsinn wie die Sorge. Hinter jedem Satz, den man spricht, steht eine Sorge. Sehen Sie, wie sich Ihr Gesicht verändert.

STANDARD: Das Tragische hinter der Komödie, meinen Sie das?

Schenk: Im tragischen Stück ist es die Tragödie, die dahinter schwelt, manchmal auch ruchloser Optimismus. Hinter der Komödie schwelt die Blamage, und mit dem Lösen der Eintrittskarte zur Komödie kriegen Sie die Garantie, dass die Sache gut ausgeht. Drum können Sie über alle Schwierigkeiten, die da passieren, lachen.

STANDARD: Anders als im Leben.

Schenk: Warum? Das Leben hat sehr lächerliche Seiten.

STANDARD: Aber man weiß, dass es mit dem Tod ausgeht.

Schenk: Der Tod, das ist die Notlösung.

STANDARD: Was wären Sie geworden, ohne Theater? Sie haben ja zunächst drei Semester Jus studiert.

Schenk: Anwalt, oder ein lustiger Notar wahrscheinlich.

STANDARD: Ihr jüdischer Vater, der in der NS-Zeit nicht praktizieren durfte, war Notar. War er lustig?

Schenk: Wahnsinnig komisch, mein Vorbild. Aus den schwierigsten Situationen hat er den lächerlichen Ausweg gefunden. Ich habe ihn wahnsinnig geliebt.

STANDARD: Als Anwalt hätten Sie Bösewichte verteidigt, auf der Bühne haben Sie die nicht oft gespielt?

Schenk: Als Anwalt hätte ich das Gute im Bösewicht gesucht. Gespielt habe ich Bösewichte schon, bei Nestroy etwa.

STANDARD: Mit Nestroy sind Sie fast verwandt, über eine Tante.

Schenk: Wahltante. Die Tante Minna hat auch ausgeschaut wie der Nestroy.

STANDARD: Den Mephisto hätten Sie so gern gespielt?

Schenk: Sehr gern, aber Mephisto ist nicht böse, er ist ein Teil Goethes. Er kann schon böse sein, und durchschaut die süßlichen Gefühle, merkt vorweg, wohin das Verbrechen läuft, und führt Faust zu Mord und zu Verbrechen. Aber eigentlich will er beweisen, dass die Welt so ist. "Glaub unser einem, dieses Ganze ist nur für einen Gott gemacht", sagt er doch.

STANDARD: Sie mögen, im Unterschied zu vielen anderen, auch Faust Zwei sehr gern. Attila Hörbiger hat einst gesagt, hätte er vorher Faust Zwei gelesen, hätte er nicht den Faust in Teil Eins gespielt ...

Schenk: Und dabei habe ich nie so einen wunderbaren Faust gesehen wie den Attila. Wie er da verzweifelt nach seinen Studien im Studierzimmer saß und nicht mehr weiter wusste: Da hatte ich das Gefühl, er kann wirklich nicht mehr weiter, er kann gar nicht mehr den Faust spielen. Er war der einzige Faust, der mich gerührt hat.

STANDARD: Und Sie hätte es nicht gereizt, den Faust zu spielen?

Schenk: Doch, aber man hat ihn mir nicht zugetraut, man wollte mich nicht in diese Richtung sehen. Jetzt mache ich Leseabende in der Josefstadt, da will ich ein bisschen beweisen, dass ich was anderes auch hab können und dass mir gewisse Texte nicht fremd sind.

STANDARD: Klingt als wären Sie traurig, dass Sie solche ernsten Rollen nicht gespielt haben.

Schenk: Es tut mir schon leid. Ich habe halt meinen Schauspielerberuf und meine Schauspieler-Entwicklung zugunsten des Regisseurs schon sehr gestört.

STANDARD: Sie selbst können ja im richtigen Leben sehr böse werden. Als Sie unter Matthias Hartmann die "Liebe in Madagaskar" probten, sollen Sie unter dem Ausruf "Gott schütze unsere Josefstadt" davon gelaufen und für drei Tage verschwunden sein.

Schenk: Ich bin sehr jähzornig, aber das ist schnell vorbei. Und zu Hartmann, den ich sehr mag, bin ich damals schon nach drei Stunden auf Knien rutschend zurückgekehrt. Er war damals aber noch nicht Burgtheater-Direktor. Ich weiß nicht, wie er heute reagieren würde.

STANDARD: Wären Sie eigentlich nicht gern Burgschauspieler geworden?

Schenk: Ich habe die Josefstadt als das zwischentonreichere Theater empfunden. Das war damals so ein Zaubertheater, man hat gar nicht gemerkt, dass die Jane Tilde, die Vilma Degischer, der Leopold Rudolf Theater spielen. Da habe ich mich so wohl gefühlt. Wobei: Das Burgtheater hatte auch ungeheure Vorstellungen, die Käthe Gold in "Endstation Sehnsucht", die Helene Thimig in der "Irren von Chaillot" - und Werner Krauß war mein Herrgott. Er konnte selbst unspielbare Figuren völlig glaubhaft darstellen. Wenn er auftrat als Philipp der Zweite in Schillers Don Carlos und Elisabeth von England erfährt, dass die Armada hin ist, da hat er so angefangen (senkt die Stimme): "Nicht ein Wind. Nicht ein Wind" und dann ging diese Steigerung los wie eine grauenhafte Orgel, sodass man laut schreien wollte: "Aufhören, ich kann nicht mehr, mir rinnen schon die Tränen herunter".

STANDARD: Als Bub haben Sie sich in Konzerte eingeschlichen, indem Sie sich im schwarzen Anzug in den Chor schummelten. Daher Ihr Faible für schwarze Hosen?

Schenk: Eher nicht. Obwohl ich damals ein komisches Ritual hatte: Matthäus-Passion und Tristan habe ich mir nur im Smoking angeschaut. Weil mir das die heiligsten, die schönsten Stücke waren. Für mich war das Popmusik: "Sind Blitze, sind Donner in Wolken verschwunden?", das habe ich fast mitgejazzt.

STANDARD: Apropos komisch: Sie kennen kein Lampenfieber, schlafen vor Premieren fast ein, sind aber beim Kochen, Ihrem Hobby, total aufgeregt. Wie kann das sein?

Schenk: Wahrscheinlich die Nerven. Ich sitze vor dem Auftritt auf einem Stockerl und bin so unendlich müde, dass alle glauben, ich könne gar nicht auftreten. Die andren sind nervös, zittern, safteln – aber warum, was soll denn sein?

STANDARD: Man könnte den Text vergessen?

Schenk: Ah, Hängenbleiben ist doch angenehm. Da hat man Zeit, denkt nach, und dann kommt die Souffleuse. Ich hänge nicht oft. Wobei, einmal ist mir der allererste Satz nicht eingefallen. Ich geh vor auf die Bühne, schaue die Souffleuse an, sie schaut mich an, hält einen Hänger für unmöglich, weil den ersten Satz kann man ja vorher durchlesen. Pause also. Dann sagt sie: "Toi, toi, toi." Rutscht mir raus: "Gurk'n." Da ist sie erschrocken und hat mir den ersten Satz gesagt.

STANDARD: Ihre Frau ist bei Ihren Premieren nie dabei.

Schenk: Nein, immer erst bei der zweiten Aufführung. Das würde mich doch nervös machen: Sie ist kein Schenk-Fan und hat ein Adlerauge für das Unwesentliche.

STANDARD: Für Ihre Fehler?

Schenk: Ja.

STANDARD: Sie kennen kein Lampenfieber auf der Bühne, dafür beten Sie daheim beim Steak-Machen?

Schenk: Nein. Aber Steak ist aufwändig, weil man wirklich nicht weiß, wie es drinnen ausschaut.

STANDARD: Warum kochen Sie eigentlich gar so gern?

Schenk: Richard Strauss hörte immer Töne, nur beim Skat-Spielen nicht. Bei mir hört das Theatern, Spielen, Vorstellen auf, wenn ich die erste Zwiebel schneide. Die unscheinbare Handlung wird mir zum Lebensinhalt.

STANDARD: Bei mir ist es umgekehrt. Im Theater ist alles weg ...

Schenk: Ich träume jeden Tag, dass ich inszeniere und alles schiefgeht. Furchtbar. Nur beim Kochen hört das Theater auf. Bei der Umarmung meiner Frau hört es nicht auf. Da denk' ich mir: Das mach' ich jetzt noch einmal.

STANDARD: Sie sind für Ihr Gulasch bekannt, aber Königin Silvia von Schweden haben Sie Schmalz- und Speckbrot gemacht. Wie kam das?

Schenk: Freunde haben sie mitgebracht zu uns an den Irrsee. Silvia wollte nichts essen, da haben wir ihr Speck und Schmalzbrot angeboten. Da hat sie zugelangt, weil sonst kriegt sie ja nur Kaviar und Hummer. Beim Schnapseinschenken hab ich gesagt: "Majestät, entschuldigen Sie, ich bin ein bisserl nervös. Sie sind meine erste Königin, bei der nächsten wird's schon besser gehen."

STANDARD: Ihre Jugend als Halbjude war nicht leicht, warum mögen Sie Wien trotzdem so sehr?

Schenk: Sie fragen den Fisch, warum er das Wasser mag. Keine andere Umgebung bietet mir so viel Lächerliches, Blamables, Schönes, Ärgerliches und Erfreuliches.

STANDARD: Was ist das Lächerliche?

Schenk: Die Sprache. Wobei, es gibt ganz unterschiedliches Wienerisch. Das geschrieene, das anbiedernde, das fußballerische, den Diskant-Dialekt, wo man denkt: "Ohne Messer komm ich da nicht durch." Das alles mag ich nicht. Aber dieses zerstörte Wienerisch vom Oarbeiter, der im Frei'n schloft, das hab ich gern. Und weil Sie von meiner Jugend und den Nazis reden: In unserer Umgebung gab es wahnsinnig viele Wiener, die anders waren. Die haben uns das Leben gestaltet, uns eingeladen, den Vater gehegt. Und in der Schule hatte ich wunderbare Freunde, sogar unter den schweren Nazis. Die haben mich eingeladen, obwohl ich sagte: "Du, ich bin doch ein Halbjude", und sie sagten: "Warrrumm, das spielt doch keine Rrrollle." Da saß ich dann dort, unter lauter Nazi-Bonzen in Uniformen, und wir haben geblödelt. Über den Humor haben wir uns besondere Freunde geschaffen. Neben der Angst um einander, neben den katastrophalen Momenten war es ein Triumph des heiteren Überlebens: sehr Wienerisch. Die Mörder waren für uns vollkommen unerklärbare Unmenschen, die wir nicht kannten.

STANDARD: Ihre ältere Schwester sah es anders und wanderte aus.

Schenk: Und war überzeugte Britin.

STANDARD: Und Sie wurden dafür 2010 "Bürger von Wien". Seltsame Auszeichnung für einen Wiener, eigentlich.

Schenk: Stimmt, und auch sehr österreichisch. Ich habe das auch in meiner Rede gesagt: "Ich bin in Wien geboren und aufgewachsen, war selten lange weg, und jetzt erfahre ich, dass ich Bürger von Wien bin."

STANDARD: Sie finden Applaus "fast peinlich". Ist das nicht sehr kokett?

Schenk: Applaus mag ich nicht. Im Burgtheater ist man lange Jahre nach der Vorstellung einfach heimgegangen, ohne Vorhang, ohne Verbeugen vor allem.

STANDARD: Ja, weil bis 1983 das Vorhangverbot galt – und zwar seit 1798, weil damals den Schauspielern seiner Majestät nicht zugemutet wurde, sich vor dem gemeinen Volk zu verbeugen.

Schenk (lacht): Und dieser Ansicht bin ich nach wie vor.

STANDARD: Als Sie Ende der 60er für Ihre Inszenierung des Don Giovanni ausgebuht wurden, waren Sie aber doch gekränkt ...

Schenk: Ich war verletzt. Weil so schlecht war's nicht. Aber es gibt keinen genauen Seismographen für den Erfolg.

STANDARD: Was ist Erfolg?

Schenk: Eben. Ist Erfolg, was gerade gut ankommt? Was hält? Was immer verlangt, was geduldet wird? Ich weiß nicht einmal, was ein erfolgreiches Leben ist. Wenn die Summe der Erinnerungen der Leute an einen positiv ist? Sagte mir eine alte Frau: "Sie schauen einem so ähnlich, einem großen Schauspieler: Otto Schenk. Auch schon tot." Auch eine Art von Erfolg. Mir ist das Vergangene ja nicht so wichtig, eher die Frage, wie es weitergeht, und wie man würdig aufhört. Neulich komme ich nackert aus der Sauna, bleibt ein Nackerter stehen und sagt: "Jö. Eine Legende." Da habe ich gedacht, ich erschieß mich.

STANDARD: Sie sagen, das Leben sei nur auf Umwegen auszuhalten. Ist das Theater Ihr Umweg?

Schenk: Sicher, das Theater ist ein heiterer Umweg.

STANDARD: Wie schaute das Leben ohne Umweg aus?

Schenk: Das ist dann die Wahrheit. Aber die Wahrheit, dass wir sterben müssen, ist nicht erträglich. Darum tun wir so, als wäre das Leben ewig; bis das Sterben wahr wird, und das ist dann unerträglich. Daher gibt es Umwege. Und die Liebe ist auch so ein Umweg.

STANDARD: Und was hat die Leere nach der Premiere mit dem Sterben zu tun, wie Sie konstatieren?

Schenk: Dass man danach nicht weiß, wie man jemals wieder fähig ist, etwas Neues zu machen.

STANDARD: Sie haben einmal gesagt: "Mein Tod interessiert mich nicht, ich kümmere mich nicht um ihn." Das Problem ist doch aber, dass er sich um uns kümmert.

Schenk: Stimmt. Aber ich kann mich nicht kümmern um meinen Tod, wie soll ich mich denn um ihn kümmern? Ich kann ein Testament machen, und das ist auch eine Notlösung. In einem drin ist er ja trotzdem, der Tod.

STANDARD: Letzte Frage: Worum geht's im Leben?

Schenk: Das weiß ich nicht. Ich habe mir sehr viel den Kopf darüber zerbrochen und bin auf keinen grünen Zweig gekommen.

(Langfassung, Renate Graber, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 9./10.7.2011)