Aschchabat/Moskau - Die autoritär geführte Ex-Sowjetrepublik Turkmenistan in Zentralasien hat nach einer schweren Explosionsserie nahe der Hauptstadt Aschchabat eine Informationssperre verhängt. In der Stadt Abadan etwa 20 Kilometer von Aschchabat sei ein Depot mit Pyrotechnik in die Luft gegangen, berichtete das staatliche Internetportal turkmenistan.ru am Freitag nach Regierungsangaben. Dagegen berichteten unabhängige Quellen nach Zeugenschilderungen von Explosionen in einem Militärdepot mit schwerer Munition, verheerenden Verwüstungen und mehr als 100 Toten.

Die Explosion hatte sich bereits am Donnerstagnachmittag (Ortszeit) ereignet. Menschenrechtler und unabhängige Nachrichtenagenturen in Zentralasien berichteten, dass die Führung in Aschchabat das wahre Ausmaß der Katastrophe verheimliche. Zudem seien Telefonleitungen und Internetverbindungen unterbrochen. Unabhängige Medien gibt es in dem wie eine Diktatur geführten Land nicht.

Chaos

Die im Exil arbeitende Menschenrechtsorganisation Chronik Turkmenistan veröffentlichte Fotos von einer gewaltigen Rauchwolke und Munitionsteilen. Unter Berufung auf eigene Kontakte schrieb das Portal www.chrono-tm.org von chaotischen Zuständen: viele Leichen, Köperteile, zerstörte Häuser und überforderte Einsatzkräfte. Von den Explosionen seien Hunderte Armeeangehörige sowie Zivilisten betroffen, meldeten die Agenturen Fergana und Asia-News. Die Stadt Abadan sei im Ausnahmezustand mit Militärposten, hieß es.

Die Führung in Aschchabat teilte lediglich mit, dass Menschen in der Gefahrenzone des "Depots für Feuerwerkskörper" in Sicherheit gebracht und versorgt würden. "Die Regierung und andere Strukturen haben die Lage unter Kontrolle", hieß es in einer Mitteilung. Zuvor hatte Staatschef Berdymuchamedow das Ministerkabinett und den nationalen Sicherheitsrat zu einer Krisensitzung zusammengerufen. Das öl- und gasreiche Turkmenistan gilt unter den Ex-Sowjetrepubliken als das am meisten abgeschottete Land. (APA)