Bild nicht mehr verfügbar.

Die Polizei bewachte am Freitag den Sitz der News International in London, vor dem eine Gruppe Demonstranten gegen Rupert Murdochs Medienmacht protestierte.

Foto: APA/EPA/Rain

Bild nicht mehr verfügbar.

Andy Coulson, Exchefredakteur des Skandalblatts. F.: EPA

Foto: APA/EPA

Camerons ehemaliger Sprecher wurde am Freitag verhaftet.

Unter dem Druck der Öffentlichkeit hat der britische Premierminister David Cameron am Freitag schwere Versäumnisse in der Medienpolitik des Landes eingeräumt. Die kriminellen Machenschaften bei der vom Murdoch-Medienkonzern mittlerweile eingestellten Sonntagszeitung News of the World (NoW) stellen "einen Weckruf an Politik, Gesellschaft und Medien" dar, sagte der Regierungschef in der Downing Street.

Wenig später nahm die Kriminalpolizei Camerons früheren Regierungssprecher Andy Coulson fest. Der 43-Jährige soll in seiner Zeit als NoW-Chefredakteur das illegale Abhören von Mobiltelefonen und Zahlungen an korrupte Polizisten verantwortet haben.

Wie seine Vorgänger hatte Cameron eifrig um die Gunst des US-australischen Medienzaren Rupert Murdoch geworben. Dessen britische Tochterfirma News International (NI) kontrolliert knapp 40 Prozent der Auflage aller überregionalen Zeitungen des Landes. Cameron ist mit NI-Geschäftsführerin Rebekah Brooks befreundet. Erstmals distanzierte sich der Politiker nun von ihr – mit den Worten, er hätte ihr Rücktrittsangebot als Konzernchef angenommen.

Die Affäre um das Revolverblatt mit der 2,7-Millionen-Auflage schwelt seit 2007, als ein Ex-Royal-Reporter sowie ein Privatdetektiv zu Haftstrafen verurteilt wurden, weil sie die Telefone der Prinzen William und Harry geknackt hatten. Damals trat Coulson als NoW-Chefredakteur zurück. Er beteuert bis heute, er habe "von nichts gewusst" . Cameron, damals Oppositionsführer, sicherte sich Coulsons Dienste und nahm ihn in die Downing Street mit. Cameron: "Das war meine persönliche Entscheidung, zu der ich stehe."

Die Affäre war diese Woche hochgekocht, als ein Guardian-Bericht offenlegte, dass neben 4000 Politikern und Promis auch Verbrechensopfer und Angehörige von in Afghanistan gefallenen Soldaten bespitzelt wurden.

Labour-Chef Edward Miliband meint, der Premier solle sich entschuldigen für den "Fehler, Coulson zu beschäftigen. Und er muss das Genehmigungsverfahren für BSkyB anhalten." An dem Satellitensender gehören NI bisher 39 Prozent, Murdoch will alle Anteile erwerben. Gegen das Vorhaben gingen schon mehr als 156.000 Einwände ein. (Sebastian Borger aus London/DER STANDARD, Printausgabe, 9.7.2011)