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Rebekah Brooks

Foto: APA/epa

In der Medienbranche hat sich Rebekah Brooks den Spitznamen "Königin der Boulevardblätter" erarbeitet. Nach einem steilen Aufstieg im Konzern von Rupert Murdoch führt die erst 43-jährige Journalistin mittlerweile den britischen Zeitungsverlag des Medientycoons. Doch Brooks' Königreich steht in Flammen: Der Skandal um abgehörte Telefonate zwang den Verlag zur Einstellung der "News of the World", die Rufe nach ihrem Rücktritt werden immer lauter. Doch bisher hält Murdoch eisern zu seinem Schützling Brooks, die von den illegalen Abhörpraktiken während ihrer Zeit als Chefredakteurin von "News of the World" nichts gewusst haben will.

Brooks überbrachte der Redaktion des Boulevardblatts am Donnerstag die Nachricht, dass die meistverkaufte Wochenzeitung Großbritanniens am Sonntag nach 168 Jahren letztmalig erscheinen würde. Dabei soll die Frau, die den Ruf einer knallharten Karrieristin hat, Tränen in den Augen gehabt haben. Mit der Entscheidung reagierte der Murdoch-Konzern auf neue Enthüllungen im Abhörskandal, der die "News of the World" bereits einige Jahre verfolgte.

Journalisten der Zeitung sollen die Telefone von Prominenten, Angehörigen von Verbrechensopfern sowie Hinterbliebenen getöteter Soldaten angezapft haben, um an Informationen zu kommen. Scotland Yard zufolge könnten bis zu 4000 Menschen betroffen gewesen sein. Brooks stand von 2000 bis 2003 an der Spitze der "News of the World" - zu diesem Zeitpunkt fanden Abhöraktionen statt. Eine Mitwisserschaft weist sie allerdings entschieden zurück.

Sexualstraftäter an den Pranger

Bereits als Teenager soll Brooks den Wunsch gehegt haben, Journalistin zu werden. Nach einem Studium an der Sorbonne in Paris und ersten Stationen bei Provinzblättern begann sie bei der "News of the World" und arbeitete sich binnen weniger Jahre ganz nach oben: Im Jahr 2000 wurde Brooks die jüngste britische Chefredakteurin aller Zeiten.

Nach dem Chefposten bei "News of the World" leitete sie die Redaktion des Massenblatts "The Sun", ehe sie 2009 an die Spitze des britischen Murdoch-Ablegers News International rückte. Während ihrer journalistischen Karriere stieß sie mit umstrittenen Kampagnen immer wieder auf Kritik. So rief sie etwa ihre Leser auf, verurteilte Sexualstraftäter in ihrer Nachbarschaft an den Pranger zu stellen. Ihr eigenes Privatleben schirmt die begnadete Netzwerkerin dagegen weitgehend ab.

Im Zusammenhang mit der Abhöraffäre fordert die oppositionelle Labour-Partei nun den Rücktritt von Brooks. Auch die Nummer zwei der Regierung, der Liberaldemokrat Nick Clegg, verlangte personelle Konsequenzen aus dem Skandal. Selbst Premierminister David Cameron, der enge Verbindungen zum Murdoch-Konzern unterhält und mit Brooks bereits ein Weihnachts-Dinner verbrachte, distanzierte sich von der Medienmanagerin.

Mentor

Über die Gründe, warum Murdoch ihr dennoch weiter den Rücken stärkt, wird in Großbritannien derzeit heftig spekuliert. Einige glauben, dass Brooks Abtritt einen Dammbruch in der Führungsebene von Murdochs Medienimperium auslösen würde. Sollte sie zurücktreten, wäre der nächste Dominostein Murdochs Sohn James, vermutet der Journalismus-Professor Brian Cathcart im "Guardian". "Das ist ein Preis, den Murdoch nicht zu zahlen bereit ist."

Eine weitere Hypothese lautet, dass der US-australische Medientycoon aus persönlichen Gründen zu Brooks hält. Der 80-Jährige gilt als Mentor der Journalistin, manchmal wird sie wegen der engen Bande sogar als siebtes Kind des Unternehmers bezeichnet. Brooks war selbstverständlich zu der zweiten Heirat Murdochs vor zwei Jahren eingeladen. Allerdings gefährdet der Abhörskandal mittlerweile die von Murdoch angestrebte millionenschwere Übernahme des britischen Senders BSkyB. In diesem Punkt könnte Murdochs Loyalität mit Brooks irgendwann an ein Ende kommen. (APA)