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Die Auktion um die Nortel-Patente wuchs sich zu einer Poker-Partie aus, aus der Microsoft und Apple gemeinsam als Sieger hervorgingen. 

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Nachdem Google die Auktion um die Nortel-Patente an ein Konsortium rund um Apple und Microsoft verloren hat, könnte dem Suchmaschinenriesen am Handy-Markt ein stärkerer Gegenwind entgegenblasen. Mit den über 6.000 Patenten hätte Google einen besseren Stand in aktuellen und möglichen zukünftigen Patentklagen gehabt. Doch vor allem Microsoft dürfte sehr viel daran gelegen sein, dass Google diese Patente nicht erhält. TechCrunch hat sich angesehen, wie es dazu kam, dass Google die Auktion verlieren konnte.

900 Millionen Dollar von Google

Mit einem Gebot von 900 Millionen US-Dollar hatte Google die Auktion losgetreten. Zu dem Zeitpunkt - im April - schien sich Google sehr sicher zu sein, die Auktion zu gewinnen. In einem Blog-Eintrag erklärte Google Senior Vice President Kent Walker, dass es dadurch nicht nur für andere schwerer werde, das Unternehmen zu klagen. Auch würde es Google, seinen Partnern und der Open Source-Community helfen, weitere Innovationen zu bringen.

Beschwerde von Microsoft

Microsoft meldete jedoch Beschwerde gegen Googles Gebot an. Als Begründung nannte das Unternehmen, dass man um früheren Lizenzvereinbarungen mit Nortel fürchte. Laut TechCrunch wäre das jedoch nicht notwendig gewesen, da frühere Vereinbarungen auch vom neuen Eigentümer der Patente eingehalten werden müssten. Microsoft habe demnach für Patente geboten, für die sie bereits Lizenzvereinbarungen bessaßen. Das zeige Microsofts strategische Überlegungen, alles zu tun, damit Google die Patente nicht erhalte. Rückendeckung erhielten die Redmonder dabei von Erzfeind Apple, wie aus den Gerichtsunterlagen hervorgehe.

Auktion mit 100-Millionen-Dollar-Schritten

Zu Beginn der Auktion hatten Google, Apple, das Konsortium um Microsoft (mit RIM, EMC, Ericsson und Sony), Intel und Norpax separat geboten. Nachdem die Nortel-Gruppe die Auktionsschritte von 5 Millionen auf 50 Millionen, später auf 100 Millionen Dollar erhöht hatte, stieg Norpax als erstes aus. Daraufhin habe Google begonnen, nicht nachvollziehbare Gebote basierend auf mathematischen Konstanten abzugeben, anscheinend mit dem Ziel die Mitbieter zu verunsichern.

Rückendeckung von Apple

Nach der fünften Runde habe sich das Konsortium um Microsoft eigentlich zurückziehen wollen, was Google, Apple und Intel im Rennen gelassen hätte. Doch Apple habe Nortel gebeten, sich mit dem Microsoft-Konsortium zusammenschließen zu dürften, um gemeinsam weiter zu bieten. Mit vereinter Finanzkraft konnte das Microsoft-Konsortium wieder zurück ins Spiel gebracht werden. Nach der sechsten Gebotsrunde wollte auch Intel aufgeben, schloss sich später jedoch mit Google zusammen. So verblieben Google und Intel auf der einen Seite und Apple und das Microsoft-Konsortium auf der anderen Seite. Letztendlich gewannen Apple und Co die Patente um 4,5 Milliarden US-Dollar.

Patent-Poker

TechCrunch vergleicht die Auktion mit einer Pokerrunde, wo sich ein finanziell schwächerer, aber technisch besserer Spieler mit einem Sponsor zusammentut - ähnlich wie in dem James Bond-Streifen "Casino Royale". In einem Interview hatte Microsoft-CEO Steve Ballmer erklärt, dass Android nicht gratis sei, sondern dass Hersteller Lizenzgebühren zahlen müssten - und zwar an Microsoft. Mit dem Patent-Poker haben allen voran Microsoft und Apple nun sichergestellt, dass Googles Postion hier nicht gerade gestärkt wird. Die Blogger sehen Android nun in ernsthaften Schwierigkeiten. Allerdings muss dazu gesagt werden, dass Hersteller für Windows Phone 7 immerhin auch Gebühren an Microsoft zahlen müssen. Und schließlich sind Patente nicht das Einzige, was über den Erfolg eines Systems am Markt entscheiden. (red)