Gulu - In Uganda hat am Montag der erste Kriegsverbrecherprozess gegen einen früheren Kommandanten der LRA-Rebellen begonnen. Der 39-jährige Thomas Kwoyelo muss sich vor einem Sondergericht im nördlichen Gulu unter anderem wegen vorsätzlicher Tötung, Geiselnahme, Zerstörung von Eigentum und Körperverletzung verantworten. Der ehemalige "Oberst" der "Widerstandsarmee des Herrn" (Lord's Resistance Army, LRA) bestritt zum Prozessauftakt die ihm zur Last gelegten Straftaten. Bei den rund 20 Jahre dauernden Kämpfen zwischen den Rebellen und Regierungstruppen in Uganda starben bis 2006 Zehntausende Menschen, fast zwei Millionen Menschen wurden vertrieben.

Die LRA gilt als eine der brutalsten Rebellengruppen der Welt. Sie trat zuerst Ende der 80er Jahre im Norden Ugandas in Erscheinung und ist heute vor allem in Zentralafrika und im Nordosten der Demokratischen Republik Kongo aktiv. Ihr flüchtiger Anführer Joseph Kony wird vom Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit gesucht, darunter Mord, Vergewaltigung, Zwangsrekrutierung von Kindersoldaten und Verstümmelung.

Die LRA wurde 1986 gegründet, um für die Interessen der nordugandesischen Volksgruppe der Acholi zu kämpfen. Der Zuspruch bei den Acholi blieb aber begrenzt, weil die Rebellen auch gegen ihre eigenen Stammesbrüder vorgingen. Welche Ziele die LRA-Kämpfer mittlerweile verfolgen, ist unklar. Nach dem Waffenstillstand 2006 und dem Rückzug ihrer Kämpfer aus Uganda ist aus der LRA nach Einschätzung von Experten zunehmend eine Truppe von Söldnern und Banditen geworden. (APA)