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Wenn Studiengebühren oder Lebenserhaltungskosten zu hoch sind, gibt es noch den Ausweg Kredit.
Die ÖVP will Private mehr Einbeziehen, die SPÖ schreibt dem Staat die Verantwortung zu. Der Streit um die Finanzierung der Universitäten ist in Österreich eine unendliche Geschichte. Studiengebühren wurden eingeführt, dann teilweise wieder abgeschafft. Die Rektoren der Universitäten schreien nach mehr Geld: Die Unis sind heillos überfüllt und die Budgets knapp. Eine Möglichkeit der Universitätsfinanzierung wird immer wieder diskutiert: Die Einführung von Studiengebühren mit der gleichzeitigen Einführung von Studentenkrediten, von staatlicher Seite sowie von Seiten der Banken.
Auch die OECD (Organisation für Zusammenarbeit und Entwicklung) hatte in ihrem aktuellen Bericht zu Österreich empfohlen, dass die heimischen Universitäten ihre Studenten auswählen und Studiengebühren einheben können. Diese Maßnahmen sollen von einem Stipendiensystem und Kreditangeboten, um eine Auswahl nach finanziellen Kriterien zu verhindern, begleitet werden. Spezielle Kredite für Studenten werden von Kritikern oft als problematisch angesehen, da sie automatisch zu einer Verschuldung von Studenten führen, Befürworter sehen eine gute Möglichkeit, Studiengebühren sozial abzufedern. Selbst die SPÖ hat Studienkredite während der Zeit der Studiengebühren vorgeschlagen.
Drei Formen von Krediten
In Deutschland, wo in manchen Bundesländern Studiengebühren eingeführt wurden, gibt es seit rund sechs Jahren verschiedenen Formen von Studentenkrediten. Das Centrum für Hochschulentwicklung in Gütersloh erstellt jährlich einen Studentenkredit-Test. Ulrich Müller, einer der Autoren der Studie, erklärt im Gespräch mit derStandard.at die unterschiedlichen Formen von Studentenkrediten. So gäbe es jene Kredite, die ausschließlich Studiengebühren finanzieren, solche, die Geld für den Studienabschluss zur Verfügung stellen und zuletzt Kredite, die kein Zweckbindung haben, sondern allgemein helfen sollen, die Lebenshaltungskosten zu decken. Jede Form dieser Kredite wird sowohl von Banken als auch vom Staat Deutschland zur Verfügung gestellt. Zu unterschiedlichen Konditionen natürlich. Jene der Banken sind flexibler, während die staatlichen Angebote weniger Risiko bergen.
"Nicht zu leichtfertig Schulden aufnehmen"
"Es ist gut, dass es Studienkredite gibt, aber es ist noch besser, wenn man sie nicht braucht", fasst Müller seine Einschätzung zu diesen Krediten zusammen. Besser sei es natürlich immer, eine staatliche Ausbildungsförderung zu beantragen, wenn man Anspruch darauf hat, oder sich um ein Stipendium zu bewerben. "Man kann davor warnen, zu leichtfertig Schulden aufzunehmen, wenn es vermeidbar wäre. Ein Studienkredit dient nicht dazu, dass ich ein schönes Leben habe, sondern dazu eine Finanzierungslücke zu schließen, die ich anders nicht schließen kann", so Müller. Auf der anderen Seite solle man sich aber "nicht vor Angst in die Hosen machen, sondern die Chance ergreifen und ein sinnvolles Modell suchen", wenn man ohne einen Kredit das Studium abbrechen müsse.
Immerhin handle es sich beispielsweise bei einem Kredit zur Abdeckung der Studiengebühren für ein fünfjähriges Studium meist nicht um höhere Summen als 6.000 oder 7.000 Euro und die könne man über zwanzig oder fünfundzwanzig Jahre zurückzahlen, so der Erziehungswissenschaftler. Generell würden Studierende so gut wie nie den Höchstbetrag aufnehmen, über die Verschuldung von Studierenden gäbe es derzeit aber noch keine Zahlen.
Australien als Vorreiter
Manche Länder haben das System Studienkredit noch weiter ausgebaut. In Australien gibt es schon seit längerem "nachlaufende Studiengebühren". Das heißt, dass Studenten erst wenn sie berufstätig sind und Geld verdienen, die Studiengebühren in Form von einer Steuer zurückzahlen müssen. Die Höhe der Steuer ist abhängig vom Gehalt, wer bei seinem Einkommen nie eine bestimmte Summe überschreitet, muss gar nichts zurückzahlen.
Kreditrückzahlungen auch bei österreichischen Studenten
Obwohl es hierzulande kaum mehr Studiengebühren gibt, werden trotzdem Kredite angeboten. Die Zahl der Studenten, die einen solchen Kredit aufnehmen, ist aber bescheiden. So hat bei der Erste Bank der letzte Student seinen Kredit für Studiengebühren vor zwei Jahren abgeschlossen. Die Bank-Austria bietet ebenfalls einen speziellen Studentenkredit. "Traditionell hält sich dieser Bereich eher in Grenzen", heißt es dort in der Pressestelle. Die Studierendensozialerhebung 2009 ergab trotzdem, dass 9,5 Prozent der Studenten derzeit einen Kredit zurückzahlen. Die Höhe der Rückzahlungen liegt durchschnittlich bei 264 Euro.
Gratis Geld für den Abschluss
Der Staat Österreich selbst bietet keinen Studentenkredite. Es gibt allerdings ein spezielles "Studienabschlussstipedium" für jene, die vorhaben ihr Studium den nächsten achtzehn Monaten abzuschließen. Bezugsberichtigt sind allerdings nur jene Personen, die in den vergangenen vier Jahren mindestens drei Jahre lang berufstätig waren. Die Höhe dieses Stipendiums liegt, je nachdem ob man Teil- oder Vollzeit beschäftig war, zwischen 600 und 1040 Euro. Dieses Geld müssen Studenten allerdings nicht zurückzahlen, es ist geschenkt. Im Studienjahr 2009/2010 haben 304 Personen ein solches Stipendium bezogen.
Ein Ansprechpartner für alle Studenten
Würde Erziehungswissenschaftler Müller Österreich, bei einer Einführung von Studiengebühren empfehlen, ebenfalls einen Kredit für Studenten anzubieten? "Ich würde Österreich ein konsistentes Funding empfehlen, in dem Sinn, dass man einen institutionellen Ansprechpartner für alle staatlichen Angebote hat. Dass man nicht ein ineffizientes Paralleluniversum von schwer kommunizierbaren Angeboten wie in Deutschland hat", sagt er. Es brauche eine Stelle "wo jeder weiß, wenn ich da hin gehe, dann gibt es eine Lösung für mich". Egal ob das nun ein Stipendium oder ein günstiger Kredit sei.
Es sei bewiesen, dass Studiengebühren nicht abschreckend wirken. "In Australien haben nach der Einführung mehr studiert als vorher", so Müller. "Studiengebühren sind nicht per se gut oder schlecht. Ich kann sie nur gut oder schlecht umsetzen." (Lisa Aigner, derStandard.at, 12.7.2011)